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Kerl, wie du, mich niederschlagen, ja
niederschlagen“, höhnte er.
Beschämt versenkte Franzl beide
Hände in seine Taschen. Der Schlei—
cher hatte recht; es lohnte sich auch gar
nicht um so einen.
Kaum merkte der, daß er wieder
obenauf war, als er auch schon seine
alte Frechheit zurückhekam. Er drängte
sich ganz nahe an Franzl heran und
sagte leise und vertraulich:
„Nichts für ungut, he. Ich mach
halt gerne meinen Spaß, ja Spaß. Ist
auch besser, mein ich, wir zwei kommen
miteinander gut aus. Wer könnt's
mir denn verbieten, der Bäuerin zu
erzählen von deiner Trauerfahrt?
Wer denn?“
„Wenn du ein altes Weib bist, sagst
es halt. Liegt da was dran? Geht das
wen etwas an?“
„Nichts liegt d'ran! Und keine Katz
geht's was an“, beeilte sich der Naz zu
versichern, „aber — recht wär's ödtr
halt doch nit! Und ihr, die Bäuerin
mein ich, erst recht nit ·“··
„Möcht wissen!“
„No, no. Die Weiber haben oft
seltsame Mucken. Und 's Gespann!
s Gespann war ja auch in der G'fahr.“
„Bist wohl extra heut' noch von
L..... heraufkommen, um mir das
alles zu sagen?“
„ESchon wegen der Kalbin, ja Kal—
bin. Und nachher, vielleicht kann ich
dir auch von Nutzen sein“
„Freilich dir. Einen Platz wüßt
ich dir. Beim Loibichler, weißt wohl.
kennst ihn ja. A guter Hof. Kom—
mode Leut, a gut's Essen. Und er
zahlt nit schlecht, der Loibichler. Er
kann's ja tun. So einer, nicht? Er
hat mich auch schon für's Zubringen
im voraus zahlt. Kommst also billig
d'raus. Ich tu dir's fürs Beuteln.“
„Ja, zum Sakra! Wer hat dir denn
überhaupt g'sagt, daß ich einen Platz
brauch“ “
Der Nas sah den Burschen mit sei—
nen listig zwinkenden Aeuglein er—
staunt an. „Ah, da legst dich nieder!“
rief er belustigt, „wer mir das sagt,
fragt er. Ja, Mensch Gottes, hast
denn g'schlafen auf derselbigen Fahrt
zu deiner seligen Mutter? Wir sind
doch so eng nebeneinander g'sessen, wie
mir die Dirn, die Brandner Liesel,
den Ausftrag geben hat, dir um 'was
umzuschau'n. Weil's dir halt nimmer
paßt auf'n Kindlhof, ja Kindlhof.“
„Das ist meine Sach'“, begehrte
jetzt Franzl auf. „Geht das die Dirn
was an? Muß halt nachher die Lie—
serl als Knecht zum Loibichler gehen.“
Der Naz tat einen Pfiff.
„Schau“, meinte er, „schau, hab
mich schon gewundert über deine Un—
vernunft. So einen Platz, so ein Hof
und so eine gute Aussicht! Da müßtest
ja rein vor deinem seigenen Glück da—
vonrennen. Wenn der Vogel so vor
der Nasen sitzt, grad' a Leimspindel
braucht's. Wer wird denn da drein—
tappen und „Gsch, Sch!“ machen? Han,
Narr!“
Franz wandte sein erstauntes
Gesicht dem verschmitzten des Alten zu.
„Was?“ frug er, „was redest denn
da? Wenn ich davon ein Wörtl be—
greif — — Aber der Giftnaz ließ
sfich nicht irre machen.
„Hab' mir gedacht“, meinte er ver⸗
traulich, „wie ich dich habe mit der
Dirne fahren sehen, schau, hab' ich mir
gedacht, der Bub ist schlau. Ist auch nit
ohne. Hehe!Eine, so eine mudlsau—
bere fürs Herz, und die andere, die
schware für'n Geldbeutel, ja, Geld—
beutel““·
Der Bursche fuhr sich in komischer
Verzweiflung mit beiden Händen
durch das dichte Haar..
Herrgott! Was und vom wem
red'st denn da eigentlich? Mir wird
schon ganz dumm von dein' G'wasch.“
„Von wem ich red? Von wem
denn anders als von dir und von der
Brandner Lieserl auf der ein'. und
von der jungen Kindlhoferin auf der
andern Seit'. Ist ein schönes Rahmerl
für ein schönes Mannsbild. “
„Du!, Du Hauptgauner!“ platzte
jetzt der Franzl heraus, „so einer also