Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

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Kerl, wie du, mich niederschlagen, ja 
niederschlagen“, höhnte er. 
Beschämt versenkte Franzl beide 
Hände in seine Taschen. Der Schlei— 
cher hatte recht; es lohnte sich auch gar 
nicht um so einen. 
Kaum merkte der, daß er wieder 
obenauf war, als er auch schon seine 
alte Frechheit zurückhekam. Er drängte 
sich ganz nahe an Franzl heran und 
sagte leise und vertraulich: 
„Nichts für ungut, he. Ich mach 
halt gerne meinen Spaß, ja Spaß. Ist 
auch besser, mein ich, wir zwei kommen 
miteinander gut aus. Wer könnt's 
mir denn verbieten, der Bäuerin zu 
erzählen von deiner Trauerfahrt? 
Wer denn?“ 
„Wenn du ein altes Weib bist, sagst 
es halt. Liegt da was dran? Geht das 
wen etwas an?“ 
„Nichts liegt d'ran! Und keine Katz 
geht's was an“, beeilte sich der Naz zu 
versichern, „aber — recht wär's ödtr 
halt doch nit! Und ihr, die Bäuerin 
mein ich, erst recht nit ·“·· 
„Möcht wissen!“ 
„No, no. Die Weiber haben oft 
seltsame Mucken. Und 's Gespann! 
s Gespann war ja auch in der G'fahr.“ 
„Bist wohl extra heut' noch von 
L..... heraufkommen, um mir das 
alles zu sagen?“ 
„ESchon wegen der Kalbin, ja Kal— 
bin. Und nachher, vielleicht kann ich 
dir auch von Nutzen sein“ 
„Freilich dir. Einen Platz wüßt 
ich dir. Beim Loibichler, weißt wohl. 
kennst ihn ja. A guter Hof. Kom— 
mode Leut, a gut's Essen. Und er 
zahlt nit schlecht, der Loibichler. Er 
kann's ja tun. So einer, nicht? Er 
hat mich auch schon für's Zubringen 
im voraus zahlt. Kommst also billig 
d'raus. Ich tu dir's fürs Beuteln.“ 
„Ja, zum Sakra! Wer hat dir denn 
überhaupt g'sagt, daß ich einen Platz 
brauch“ “ 
Der Nas sah den Burschen mit sei— 
nen listig zwinkenden Aeuglein er— 
staunt an. „Ah, da legst dich nieder!“ 
rief er belustigt, „wer mir das sagt, 
fragt er. Ja, Mensch Gottes, hast 
denn g'schlafen auf derselbigen Fahrt 
zu deiner seligen Mutter? Wir sind 
doch so eng nebeneinander g'sessen, wie 
mir die Dirn, die Brandner Liesel, 
den Ausftrag geben hat, dir um 'was 
umzuschau'n. Weil's dir halt nimmer 
paßt auf'n Kindlhof, ja Kindlhof.“ 
„Das ist meine Sach'“, begehrte 
jetzt Franzl auf. „Geht das die Dirn 
was an? Muß halt nachher die Lie— 
serl als Knecht zum Loibichler gehen.“ 
Der Naz tat einen Pfiff. 
„Schau“, meinte er, „schau, hab 
mich schon gewundert über deine Un— 
vernunft. So einen Platz, so ein Hof 
und so eine gute Aussicht! Da müßtest 
ja rein vor deinem seigenen Glück da— 
vonrennen. Wenn der Vogel so vor 
der Nasen sitzt, grad' a Leimspindel 
braucht's. Wer wird denn da drein— 
tappen und „Gsch, Sch!“ machen? Han, 
Narr!“ 
Franz wandte sein erstauntes 
Gesicht dem verschmitzten des Alten zu. 
„Was?“ frug er, „was redest denn 
da? Wenn ich davon ein Wörtl be— 
greif — — Aber der Giftnaz ließ 
sfich nicht irre machen. 
„Hab' mir gedacht“, meinte er ver⸗ 
traulich, „wie ich dich habe mit der 
Dirne fahren sehen, schau, hab' ich mir 
gedacht, der Bub ist schlau. Ist auch nit 
ohne. Hehe!Eine, so eine mudlsau— 
bere fürs Herz, und die andere, die 
schware für'n Geldbeutel, ja, Geld— 
beutel““· 
Der Bursche fuhr sich in komischer 
Verzweiflung mit beiden Händen 
durch das dichte Haar.. 
Herrgott! Was und vom wem 
red'st denn da eigentlich? Mir wird 
schon ganz dumm von dein' G'wasch.“ 
„Von wem ich red? Von wem 
denn anders als von dir und von der 
Brandner Lieserl auf der ein'. und 
von der jungen Kindlhoferin auf der 
andern Seit'. Ist ein schönes Rahmerl 
für ein schönes Mannsbild. “ 
„Du!, Du Hauptgauner!“ platzte 
jetzt der Franzl heraus, „so einer also
	        
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