Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

Tripolis; er war wild und blutdürstig 
und alles floh bei seinem Nahen. Mit 
einer zahlreichen Flotte war er durch 
das Marmarameer in die Dardanellen 
gedrungen. — Aber nun wurde er ge— 
wahr, daß es ihm zu schwierig sein 
würde, sich der Stadt Byzanz zu be— 
mächtigen, und so wandte er sich 
Thessaloniki zu. Diese Stadt war von 
der Meeresseite her schlecht befestigt; 
denn bis jetzt hatte man nur das Ein— 
dringen der Slawen von Norden her 
gefürchtet und gegen dieses sich vorge— 
sehen. So stellte' man in aller Eile 
unterirdische, d. h. submarine Wälle 
her und erhöhte die Befestigungs— 
mauern am Hafen. Doch konnten diese 
Arbeiten nicht mehr vollendet werden. 
Am 29. Juli 904 erschien die arabische 
Flotte vor Saloniki. Die Einwohner 
bestiegen die Stadͤtmauern, und die 
Araber schienen wor dem Anblick der 
imposanten Staoͤt und ihren Verteidi— 
gern zu zögern. Die Flotte legte im 
Westen an, und Leo bestieg ein kleines 
Fahrzeug, um die Mauern auszukund— 
schaften. Am folgenden Morgen be— 
gann ein intensiver Angriff von der 
Landseite, der bis zum Abend dauerte, 
aber abgeschlagen wurde. Nun setzte 
man einen gleichzeitigen Angriff vom 
Hafen aus ins Werk. Die Araber ban— 
den je zwei Galeeren zusammen und 
errichteten mit Hilfe der. Masten 
Türme, welche die Höhe der Befesti— 
gungsmauern erreichten. In wenigen 
Stunden war die Stadt in der Gewalt 
der Feinde. 22.000 Gefangene wurden 
nach Kreta und dann nach Tripolis und 
Syrien weggeführt. Johann Kamelio— 
tis befand sich unter diesen. 
Im Jahre 1185 erstürmte die nor— 
mannische Flotte Saloniki und 1480 
nahm Sultan Murad die Stadt den 
Venezianern weg. 
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Vor der Eroberung durch die Tür— 
ken war Saloniki eine religiöse, leben— 
dige Stadt. Die Streitigkeiten der Bil⸗ 
derstürmer fanden hier einen lebhaf— 
ten Widerhall. Die Mönche vom Berg 
Athos übten mit ihren Ideen einen 
großen Einfluß auf die Kultur Salo— 
nikis aus. 
Johann Kameliotis erzählt in sei— 
nen Schilderungen weiter, daß die in 
der Stadt aufgehäuften Reichtümer an 
Gold, Silber, Kupfer, Edelsteinen, kost— 
baren Stoffen genügt hätten, um eine 
weitere Stadt zu errichten. Die Jahr— 
märkte am Tage des hl. Demetrius 
waren weit und breit berühmt. Acht 
Tage lang erhob sich eine unermeßliche 
Buden- und geltstaoͤt in der Ebene vor 
der Stadt. Was St. Markus für Vene— 
dig, ist der hl. Demetrius für Salo— 
niki. Er ist ein kriegeris cher Schutz⸗ 
heiliger, der seine Stadt gegen alle Ge— 
fahren verteidigt, gegen die Pest und 
gegen den Angriff der Barbaren. Seine 
Gläubigen wollen ihn gesehen haben, 
wie er in ihren Reihen kämpfte. Er 
hält in der Stadt die Ordnung und 
den Frieden aufrecht. — 
Ueber die ursprüngliche Kirche des 
hl. Demetrius mit dessen Grab in einer 
unterirdischen Krypta erhob sich in by— 
zantinischen Zeiten eine neue prächtige 
Kirche mit herrlichen Säulenreihen 
aus Verde antico, alten Inschriften 
und Mosaiken. Die Türken wandel— 
ten sie in eine Moschee um, ohne viel 
daran zu verderben. Durch ein merk— 
würdiges Zusammentreffen Zogen die 
Griechen gerade am Tage des hl. De— 
metrius 1912 in Saloniki ein. Ein 
Jahr später, am gleichen Tage, wurde 
die Kirche mit großem Pomp dem 
christlichen Gottesdienste zurückgege— 
ben und zugleich die Einnahme der 
Stadt durch die Griechen gefeiert. 
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