Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

in der Erde Tiefe die Donnerkeile 
schmieden. — Weit mehr mit dem Ge— 
witter zu tun aber haben die Kobolde 
oder Poltergeister, daher eben gerade 
ihr Poltern, Kegeln und Lachen, alles 
auf Donar und Blitz weisend. Von 
den polternden Kobolden stammt auch 
der Ausdruck „Kobolzen“ und „Kobold— 
schießen“ für Purzelbäume schlagen, 
was auf die drehenden und polternden 
Gewitterwolken deutet und in der 
Oberpfalz sagt man geradezu vom Ge— 
witter: Die Hexen schießen Purzel— 
bäume. — Das führt uns auch auf den 
Hexenglauben; denn auch die Hexen 
berühren hier unseren Gegenstand. Ur— 
sprünglich sind die Hexen sweifellos 
die hetdnischen Priesterinnen, die nur 
später, erst in christlicher Zeit, eine 
bösartige Bedeutung erlangten; sie 
standen ursprünglich in Beziehung 
zum Gewitter, gehören also in das 
Gebiet des Donar, dahin deutet ihr 
Besen, ihr Tanzen unter den Eichen 
und auf Bergen, ihr Fliegen und ihr 
fliegendes Haar, ihre Macht, Wetter, 
Sturm, Hagel und Mäuse zu machen. 
Der Besen spielt im Zauberwesen 
eine große Rolle und der Grund seiner 
weitgreifenden Bedeutung liegt wohl 
in seiner Beziehung zum Blitz und 
ebenso zum Sturm, also zu Donar und 
Wodan. Der Besen ist zunächst wohl 
ein Bild des auseinanderfahrenden, 
die Luft vder den Himmel reinigenden 
Blitzes, in Verbindung mit den oft 
besenartig erscheinenden Sturmwol— 
ken, die den Himmel fegen. Der Nord— 
westwind heißt bei den Seeleuten 
„Himmelsbesen“ und in Böhmen stellt 
man zum Schutze gegen Gewitter 
Besen unter das Dach. Die Maus ist 
bei allen indogermanischen Völkern 
ein Gewittertier, wie der Eber, hier 
wie dort deuten die dunkle Farbe und 
die weißen Zähne es an. Nach alter, 
noch jetzt geltender Sage fallen die 
Mäuse bei Gewitter vom Himmel her— 
unter, oder aus den Wolken und nach 
höhmischem Glauben entstehen sie aus 
dem Regen, der am Petritage fällt. 
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Aus all den angeführten Tatsachen 
geht wohl deutlich hervor, in wie viel— 
facher Beziehung das Volksleben noch 
mit solch uralten Anschauungen ver— 
knüpft ist und welche Verehrung den 
Naturmächten entgegengebracht wurde 
und noch wird. So wird u. a. der Re— 
genbogen in Bayern auch Himmels— 
ring genannt und nimmt an der Eh— 
rung himmlischer Dinge Anteil; der 
Glaube scheint aber nicht allein in 
Bayern zu herrschen, denn wenn man 
im Harz mit dem Finger auf den Re— 
genbogen weist, so bestraft einen der 
liebe Gott, oder nach böhmischer Volks— 
meinung fault der Finger sogar ab, 
und der Blitz schlägt ins Haus. Hat 
man aber aus Versehen doch auf solche 
himmlische Dinge hingezeigt, so muß 
man sich einfach sofort in den Finger 
beißen, dann schadet es nichts. In an— 
deren Gegenden darf man, um den im 
Gewitter tobenden Naturkräften gün— 
stig entgegenzukommen, von diesen nur 
in freundlichen, lobenden Ausdrücken 
Pprechen, wie: „das liebe Gewitter“ 
usw. usrw. 
Eine große Rolle spielen im Aber— 
glauben auch die Mittel gegen Gewit— 
ter, hauptsächlich den Blitzschlag oder 
onstiger mit dem Gewitter in Verbin— 
dung stehender Zauber. So legt man 
in Westfalen am ersten Weihnachts— 
feste einen Holzblock in das Feuer und 
läßt ihn ankohlen, um diesen Christ— 
brand nachher als Schutz vor Gewitter— 
gefahren aufzubewahren. Viel erorts, 
besonders in Süddeutschland, entzün— 
det man zu Ostern auf dem Dorfplatze 
ein Feuer, das kirchlich gesegnet wird. 
Darin läßt man in Bayern Pfähle von 
Nußbaum, von der Buche in der 
Schweiz, ankohlen, verbrennt einen 
Teil davon als Gewitterschutz im 
dause, bewahrt aber den Rest auf und 
lehnt die Pfähle bei jebdem Gewitter 
an den Herͤdͤ. 
Maria, mit welcher sich die Vor— 
stellung von der Holda eng verschlingt, 
ist wie diese Erd- und Himmelsköni— 
gin, eine Freundin der Blumen und
	        
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