Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

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Die Geschichte einer Kriegsehe von Wolfgang Max Weismann. 
„... Unod hatten einander doch' mache sie so gallig. Es sei nicht ent— 
lieb!“ Ja, wie konnte dies denn nur schieden wer im Rechte, da dies ja 
sein? Kleine Ursachen, große Wirkun- auch nichts ändern würde. 
gen. Sie waren soviel wie versprochen War Aehrentanz beim Dorfwirt 
miteinander und männiglich erwartete auf der Wiese und der Gäste waren 
auch am Sonntag vor dem Amte den viel, insondern junges Volk, das seine 
„Verspruch“ von der Kanzel. Es war Freiheit liebt. 
die alte Geschichte, die sich schon an die Tannengrün und buntes Flitter— 
tausende Male ereignete und sich noch werk schmückte die Bühne, die als 
oft ereignen wird. Der Waldecker zu Tanzboden improvisiert wurde, und 
Ebenbrunn var Mann, der die die drei Geiger nahmen selbstbewußt 
Sechzig auf dem Buckel und die Gicht Platz auf dem geräumigen „Orchester?. 
in den Füßzen hatte. „Rheumatismus“, Sie und da das Klimdim einer Gei— 
sagte der Doktor, „die Gicht aber sag. gensaite, lauter, lustiger Schwatz des 
ten die veute, denn das Wort ist so sungen Volkes und die einzelnen 
schön kurz und imstande, den Rheuma- „zaare stellten sich auf. Toni drehte sich 
tismus zu ersetzueun. (cchon écin paarmal um seine eigene 
Nun hatte der Waldecker einen Achse — wo denn die Marie blieb? 
sechzundzwanzigiährigen Sohn ma⸗e Jenun, die stand auf der Straße drü— 
mens Toni, ein strammer Bursch mit hen, wo ihr die Binder Dori gerade 
Jugendkraft und einer heimlichen erzählte, wie sie jetzt beim Ebner in 
Lieb im Herzen drin. Solch eine Liebe Steindorf die Maul⸗ und Klauenseuche 
ist wie eine glühende Kohle unter der gätten — die Rinder des Ebner meinte 
Asche. Ein Windstoß des Mailüftchens fie — und des Oberhuber Georgs Hei— 
kann einen Funken holen und ein an⸗ rat sei auseinander gegangen ehe sie 
deres Herz in hellichten Brand setzen. beisammen war. „Ist nur zum ein— 
Und damit nimmt.die Geschichte ihren maligen Verspruch kommen und jetzt 
Fortgang. Besagtes, so unversehens in sst's aufkommen, daß es da was nachi 
— die Ebner hätte, denn — — —“ 
Marie, ein Dirnoͤl in den Zwanzigern, Da aing drüben der Tanz los un 
und eheliche Tochter ihres Vaters, wp.N gng rwesaer 48 lo⸗ und 
dessen schönes Anwesen die Ehre hatte, In sugre: Ayrlas, J 
dem deutschen Manne einen echtbeut- —— 
schen Namen zu geben. So weit hatte Fort war sie. I⸗ 
die Sache auch nicht ein Häklein, sinte und dort wartet einer auf dichl— 
malen selbst die Binder Dori an ihr vollendete Dori für sich selber. Zwie— 
nichts auszusetzen fand. Und das hieß deutig lächelte sie nach dem Tanzplatze 
viel. Die Dori war eine wohlerhaliene und ging dann ihres Weges. 
Jungfer in den Fünfzigern — Män- Aber der dort wartete nicht mehr 
nerfeindin. Sie kannte die großen und auf Marie. Als der Tanz begann, sah 
kleinen Kreuze von jung und alt im er noch einmal nach der bekannten Ge— 
Orte und fünf Kilometer im Umkreis. stalt aus, sie war nicht zu sehen. Da 
Ihr prophetischer Blick sagte die Schick- stand gerade seines Vaters Dienst— 
sale ihrer Mitmenschen weis und ihre magd vor ihm, die noch eines Tän— 
Zunge verschonte niemand. Andere zers harrte. Kurz entschlossen, mit 
böse Zungen wieder sagten freilich, einem letzten Blick nach der Stratze 
daß sie keinen Mann — was sagen hkrat er mit ihr in den Ring der sich 
will Ehgespons — erhalten konnte, kreisenden Paare.
	        
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