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Hirsch-Apotheke wärmer, als draußen
im Walde, — eine romantische Liebe
hat in unserer praktisch-materiellen
Zeit keinen Sinn mehr, — das Geld
entscheidet alles."
Das letzte Argument schien ihm in¬
dessen keinen rechten Trost zu gewäh¬
ren, er erhob sich und schritt unruhig
aus und nieder.
„Es wäre ein unauslöschlicher
Schimpf für mich, wenn ich solchem
Hungerleider, einem Jägerburschen,
das Feld räumen sollte, lieber würde
ich kein Wort von meiner Werbung
sagen. Aber die Meta ist zu schön, mutz
mein werden, wofür wäre ich denn
sonst der reiche Hirschapotheker?"
Mit diesem Schlußsatz zufriedenge¬
stellt, setzte er sich wieder zu seinen
Schachfiguren und vertiefte sich in das
Studium derselben so sehr, daß er die
Rückkehr des Kaufmannes kaum be¬
merkte.
„Da bin ich mit dem Gelde", sprach
dieser vergnügt, „und hier ist der
Schein, dem Ihr nur Eure Unterschrift
hinzuzufügen habt. Ueberzählt das
Geld, es sind lauter gute Banknoten,
Apotheker, ich möchte die Sache vor dem
Schlafengehen geordnet haben, wenn
auch nur erst in provisorischer Weise."
„Ihr seid ein rechter Pedant, alter
Freund", lachte Oderstedt, indem er das
Geld überzählte und dann an seinen
Schreibtisch trat, um den Schein, den
er flüchtig überlas, zu unterschreiben.
„So hier habt Ihr den Wisch, nun seid
Ihr wohl zufrieden und habt Zeit zu
einer wichtigeren Unterhaltung."
Hildberg faltete den Schuldschein
zusammen und steckte ihn, nachdem er
vergebens nach seiner Brieftasche ge¬
sucht, in die Brusttasche seines Rockes.
„Na, was gibt's denn noch Wichti¬
geres für Euch, als das Geld", lachte
er dabei mit gutmütigem Spott, „wäret
Ihr jung, so würde ich behaupten, es
handle sich um eine Liebe."
„Und wenn solches nun wirklich bei
mir der Fall wäre, Hildberg", versetzte
der Apotheker langsam, „haltet Ihr
dies für so unmöglich?"
Der Kaufmann starrte ihn fast er- s
schreckt an und lächelte dann ungläubig. 01
„Ah, ah, ist der Entschluß so rasch M1
gekommen?"
„Das nicht, ich trag mich schon feit ; L
einem halben Jahre damit herum. Was > '
meint Ihr, wenn ich dabei an Eure 0
Meta gedacht hätte?" 0
„Meine Meta?" wiederholte Hild- —
berg, „das ist ein kurioser Gedanke, g,
nehmt es mir nicht übel, Freund Oder- f(
stedt!"
„Warum kurios?" fragte dieser
stirnrunzelnd, „bin ich wirklich so alt
und häßlich, um nirgends mehr anklop¬
fen zu dürfen?"
„Gott bewahre, Ihr seid ein Mann
in den besten Jahren, stattlich, — reich,
— solide, was will ein Mädchen mehr?
Und wenn ich's mir recht überlege,
Apotheker, dann müßte meine Meta
dem Himmel dankbar sein für einen
solchen respektablen Freier."
„Ihr habt also nichts gegen meine
Werbung?" fragte Oderstedt.
„Nicht das Geringste, — ich bin im
Gegenteil jetzt ebenso sehr erfreut dar¬
über, als die Idee mich zuerst über¬
raschte. Hier habt Ihr meine Hand,
wenn's Euer heiliger Ernst ist."
Oderstedt ergriff freudig die darge¬
reichte Hand.
„Wenn wir damit am Ziele wären!"
meinte er dann unruhig,' der Jäger-
bursche aus dom Forsthause sitzt ihr
wohl noch im Herzen?" .
„Den habt Ihr nicht mehr zu fürch¬
ten!" versetzte Hildberg mit fester
Stimme. „Meine Tochter weiß, daß sie
sich, so lange ich lebe, auf den Sohn des ^
Försters Walde keine Hoffnung machen ; ir
kann,' sie kennt meinen unbeugsamen n
Sinn und wird nach der Szene, die sich
vor Monatsfrist, als er es wagte, um «
ihre Hand bei mir zu werben, in mei- !>
nem Hanse zutrug, nicht weiter an ihn
denken." ■ ^
„Hm, Ihr scheint wunderliche Be- $
griffe von dem Gehorsam Eurer Toch- hl
ter sowohl als Eurer väterlichen Macht
zu hegen, Hildberg, wenn Euere Ueber-