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Widerstandskraft gegen Krankheiten
dankt. Wir veröffentlichen nachstehend
das betreffende Rezept, wie es von
eingeweihter Seite ausgezeichnet
wurde: Fünf Kilogramm Fleisch, eine
Gans und ein ganzes Huhn werden
über gleichmäßigem Feuer durch vier-
undzwanzig Stunden bei unveränder¬
tem Wasserzusatze gesotten, so daß sich
die in dem vorbezeichneten Fleisch
vorhandenen Nährsalze und Eiweiß-
Türke aus Lllsnirn.
mengen mit der beigegebenen Flüssig¬
keit zu einer Brühe verkochen, die ge¬
rade eine Tasse füllt. — Um 3 Uhr
nachmittags wird das Diner aufgetra¬
gen. Speist der Kaiser ä lg. euworo,
dann besteht es aus einer Suppe, einer
Borspeise, einem Retevais mit Gemüse,
einer Entree kalt oder warm, einem
Braten, einem Entremet, einer Mehl¬
speise, Obst und Dessert. In den letzten
Tagen der Erkrankung waren die schwe¬
ren Speisen aus der Dinerkarte ge¬
strichen, die übrigens offenbar infolge
des verminderten Appetits des Kaisers
etwas kleiner gehalten war. Damit
sind die Mahlzeiten des Monarchen
eigentlich erschöpft. Bor dem Schlafen¬
gehen wird ihm regelmäßig bloß eine
Tasse Milch, im Sommer sauer, im
Winter süß, bereit gehalten.
Der Kaiser bestimmt innerhalb der
knappen Grenzen, die ihm von den
Aerzten gezogen sind, sein Menu selbst.
Beim Diner wird ihm das vom Chef¬
koch zusammengestellte Menu des näch¬
sten Tages vorgelegt, wobei ihm die
Wahl zwischen zwei verschiedenen
Fleischspeisen und drei Mehlspeisen
gelassen wird. Das Nichtgewünschte
streicht der Monarch aus der Menu¬
karte. Mit Vorliebe wählt der Kaiser
einen Tafelspitz, häufig auch, wenn es
die Saison erlaubt, Wildbraten oder
Wildschwein. Die Menus werden auf
besonderen Drucksorten eingeschrieben
und dem Provisionsbegehren beigelegt,
in dem der Chefkoch alle für die Zu¬
bereitung der Gerichte notwendigen
Zutaten vom Fleisch bis zum kleinsten
Gewürz genau bezeichnet.
Die Hofküche untersteht dem Direk¬
tor des Hofwirtschaftsamtes Hofrat
Karl v. Prileszky und wird von den
beiden Chefköchen Otto Desbalmes
und Karl Tlaschek geleitet. Das Kü¬
chenpersonal besteht aus sechs Hof¬
köchen erster und fünf Hofköchen zwei¬
ter Klasse, einem Chefzuckerbäcker und
fünf Hofzuckerbäckern, einer Hofköchin,
fünf Bestallungsköchen, elf Hofküchen¬
trägern und einer großen Anzahl von
Küchenfrauen, die Hilfsdienste leisten
und vor allem zur Reinigung verwen¬
det werden. Daß auch hier eine be¬
stimmte Arbeitsteilung zweckmäßig
erscheint, ist selbstverständlich und man
pflegt deshalb bei größeren Empfän¬
gen oder bei Hofbällen den einzelnen
Hofköcheu, die natürlich auf allen Ge¬
bieten der Kochkunst bewandert sein
müssen, bestimmte Ressorts, das heißt
die Zubereitung bestimmter Gänge zu
übertragen und ihnen zur Unter-