Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1915 (1915)

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Ein Erlebnis zur See. 
Wer jemals eine längere Seereise 
zurückgelegt, der vergißt die Sturm-- 
vögel wohl im Leben nicht mehr. Rast¬ 
lose Wanderer, sie ziehen über der Flut 
Hin, und Tag um Tag folgen sie so 
unermüdlich dem Kielwasser des Schis¬ 
ses, daß man die ausdauernde Kraft 
ihrer Schwingen bewundern mutz. Die 
tapferste „Teerjacke" aber zieht die 
Stirn kraus bei ihrem Anblicke und 
höchstens 14 Zoll. Sein Rücken ist grau¬ 
schwarz, hier und dort ins Bräunliche 
übergehend, während die Brust braun 
ist mit graulich weißen Flecken. Wie 
die Mehrzahl der Seevögel ist der 
Sturmvogel sehr gierig, und ein Stück¬ 
chen Salzfleisch an einem Angelhaken 
ausgeworfen, ist ihm Lockspeise genug, 
ihn in den Tod zu locken, allein auch 
der kühnste Seemann hütet sich gar 
Äussrschr 
prophezeit böses Wetter als ihr unab¬ 
wendbares Gefolge. Ist ein Matrose 
auch noch so ein guter Christ, so hält er 
doch an seinem Glaubenssätze so fest 
wie an dem Dogma, daß das kleine 
Tier da oben in den Lüften sein 
schwimmendes Heim mit Unheil be¬ 
drohe. 
Und klein ist der echte, der vom 
Seemanne nur mit Scheu betrachtete 
Sturmvogel. Es gibt gar viele Varian¬ 
ten der Gattung, aber der eigentliche 
Sturmvogel ist nur fünf bis sechs Zoll 
lang, und die Spannweite seiner so 
.wunderbar ausdauernden Flügel mißt 
einem dieser Vorboten des Stur¬ 
mes ein Leid zu tun. Flucht er auch 
noch so herzhaft bei ihrem Anblicke, seiir 
Zorn äußert sich in nichts Schlimme¬ 
rem als in den kraftvollsten Kernsprü¬ 
chen der so überkräftigen Seemanns¬ 
sprache. Der roheste Matrose rührt 
selbst im Rausche die Hand ebensowenig 
gegen einen Sturmvogel wie gegen 
eine Katze! Ist es doch auch einer der 
wichtigsten Artikel des Seemanns-Ka¬ 
techismus, daß eine Katze verletzen, 
das Schiff und seine Bemannung den 
ärgsten Gefahren preisgeben heißt. 
Und merkwürdig, hie und da tritt ein
	        
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