Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1915 (1915)

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wärts zogen, füllten sich die Ställe 
und der Biehstand ringsum war so 
zahlreich, daß Fleischer und Ausspann¬ 
wirte hinreichend versorgt wurden. 
Der verstorbene Fleischhauer Herr 
Joh. G r o g g e r lieferte oft Kälber 
nach auswärts, obwohl deren viele in 
den Gasthäusern des Hinterberges ver¬ 
braucht wurden. Alle Lebensartikel 
waren in solcher Menge vorhanden, 
daß die Bewohner eine Angst, daß die¬ 
selben etwa einmal nicht hinreichen 
würden, gar nicht kannten, wozu der 
Umstand viel beitrug, daß bei der all¬ 
gemeinen intensiven Alpenwirtschaft 
im Tale viel mehr Getreide gebaut 
wurde, wie heute und die bewirtschaf¬ 
teten Bauernhöfe viel zahlreicher 
waren. Gab es doch nicht selten 
Bauern, die mit dem Getreide zwei 
Fahre reichten. Unter solchen Um¬ 
ständen ließe sich eine Zeitperiode, wie 
die jetzige, ohne große Angst überleben 
und es leuchtet sonnenklar ein, wie 
höchst notwendig ein kräftiger Bauern¬ 
stand sei, der zudem die verläßlichsten 
Soldaten dem Vaterlande liefert. Je¬ 
des wohlbestellte Bauerngut ist eine 
Säule des Vaterlandes. In der Zeit¬ 
periode unseres sel. „Naz" war aber 
auch Gottes Segen deutlich erkennbar. 
Diese Zeit war ja im allgemeinen eine 
religiöse, jeden Sonn- und Feiertag 
fand sich der Wirt mit den Fuhrleuten, 
der Bauer mit den Dienstboten, der 
Meister mit den Gesellen und Lehrlin¬ 
gen gewissenhaft beim Gottesdienste 
ein; und selbst die reisenden Burschen 
standen gerne unweit der großen Kir¬ 
chentüre oder lehnten im Glocken¬ 
kammerl. 
Und kam, damals außer dem Post- 
und Salzwagen manchmal eine extra 
schöne Kutsche angefahren, wobei der 
Postillon in vollster Wichs seine lieb¬ 
lichen Weisen blies, wie schüchtern und 
ehrfurchtsvoll nahten sich die Bewoh¬ 
ner und fühlten sich glücklich, einen fei¬ 
nen Herrn grüßen, oder gar einer 
schönen Dame die Hand küssen zu 
dürfen. Und niemanden wäre es auch 
nur im Traume eingefallen, einem 
Vornehmen auch nur einen Finger¬ 
nagel anzurühren, selbst dann nicht, 
wenn der Ort, wo sich die Herrschaft 
eben aufhielt, zufällig auch S . . . . 
geheißen hätte, weil eben die Menschen 
meist mehr Zufriedenheit, religiösen 
Geist und mehr Achtung vor der geist¬ 
lichen und weltlichen Autorität be¬ 
saßen. Diese behäbige, sichere Zeit, in 
welcher der Salzwagen auf der Straße 
ins Unterland schwankte und die Salz¬ 
zille von Hallstatt auf dem Rücken der 
Traun nach Gmunden hinabschwebte, 
durchlebte unser unvergeßlicher Ignaz 
Druckfeuchter, der nun mit fünf an¬ 
deren seit 36 Jahren schon verstorbenen 
Salzfuhrleuten in unserem Friedhofe 
ausruht, am Fuße des Kumitzberges, 
unter dem Schutze der schmerzhaften 
Gottesmutter. St. 
heiteres. 
Zn viel verlangt. Herr (zu einem ihn 
anhaltenden Bettler): „Was, Sie verlan¬ 
gen eine kleine Unterstützung? Sie bekom¬ 
men nichts, Sie riechen ja schon von wei¬ 
tem wie eine gefüllte Schnapsflasche!" — 
Bettler: „Aber, lieber Herr, entschuldigen 
Sie nur, ich kann doch nicht von den paar 
Kröten, die ick mir zusammenbettle, etwa 
nach Champagner riechen!" 
Ein guter Kunde. Treiber: „Nun, 
Hiasl, gehst net mit zur Treibjagd?" — 
Hiasl: „Ne, — i wart', bis der reiche Ban¬ 
kier Meyer zur Jagd kommt: so nobel wie 
der hat mich noch kein anderer naufge- 
schossen!" 
Enttäuscht. Zwei Buben stehen außer¬ 
halb der Umfassung des Flugfeldes und 
sehen einem Flugkünstler eine zeitlang 
gespannt zu. Da meint der eine: „Geh'. 
Sepperl, gehst: ma wieder, der fällt ja doch 
net runter." 
Naiv. Bauer (der ein Stenogramm sei¬ 
nes Sohnes liegen sieht): „Jetzt is mei' 
Bua scho zwoa Joahr Student und kann 
no' net schreiben, daß wa's lesen kann!" 
Gemütlich. Kunde: „Kannst du denn 
auch schon rasieren?" — Barbierlehrlina 
(vertraulich): „I bewahre, aber ich will 
dem Chef einen Schabernack spielen, da¬ 
mit er seine Kundschaft verliert!"
	        
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