Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

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Der »»Imperator"» das grötzte Schiff 
der Wett. 
Am 11. Juni 1913 hat der neue 
Turbinen - Schnelldampfer „Impera¬ 
tor" der Hamburg—Amerika-Linie von 
Cuxhaven aus seine erste Fahrt ange¬ 
treten. Aus diesem Anlasse hat die 
Hamburg—Amerika-Linie eine Schrift 
herausgegeben, die von dem gewalti¬ 
gen Organismus dieses Schiffsriesen 
eine höchst anschauliche Darstellung 
gibt. Zuerst wird das „wehrhafte" 
Schiff behandelt, seine Größe und 
Bauart, die Turbinen, die Schnellig¬ 
keit und die Sicherheitskonstruktionen. 
Der Rauminhalt dieses größten aller 
zur Zeit in Fahrt befindlichen Ozean¬ 
schiffe dürfte nach der Vermessung 
60.000 Brutto-Register-Tonnen noch 
übersteigen und das bisher größte 
Hamburger Seeschiff um das doppelte 
des Rauminhaltes übertreffen. Die 
Länge beträgt 280 Meter. Die breite, 
weiße Bordkante, die den Rumpf des 
Schiffes beschließt, umspannt vom Heck 
zum Bug und wieder zurück weit mehr 
als einen halben Kilometer. Von den 
schlank in die Lüfte steigenden drei 
gelben Schornsteinen hat jeder eine 
Dicke von 9 Metern. Die beiden Rie¬ 
senmaste, die im wesentlichen nur 
Lösch- und Ladezwecke haben, lassen 
mit ihrer Höhe von 75 Metern die 
stolzesten Segelschiffmaste unter sich. 
Diesen gigantischen Körper beherr¬ 
schen 62.000 Pferdestärken, aus vier 
riesigen Turbinen erzeugt; vier bron¬ 
zene Schrauben, deren jeder über fünf 
Meter im Durchmesser hat, verhelfen 
ihn zur Fortbewegung. 
Mit dem „Imperator" ist zum 
ersten Male ein Vierschraubenschiff in 
die deutsche Handelsflotte eingereiht, 
zum ersten Male auch ein Turbinen¬ 
schiff für „große Fahrt". 
Der Turbinenantrieb ist so einge¬ 
richtet, daß die Schiffsgeschwindigkeit 
in ungewöhnlichem Maße reguliert 
und so in ihrem Gesamteffekt von 
Wind und Wetter kaum noch ungün¬ 
stig beeinflußt werden kann; die Ma¬ 
növrierfähigkeit des Schiffes ist auch 
bei schwerem Ruderschaden durch die 
Vielheit der einzelnen beweglichen 
Propeller vorzüglich gesichert. Stäh¬ 
lerne Turbinengehäuse von 5.3 Me¬ 
tern Durchmesser und 7.3 Metern 
Länge umfassen den strömenden 
Dampf, der die einen halben Meter 
dicken Schraubenwellen 185mal in 
jeder Minute um die eigene Achse dre¬ 
hen läßt. Das Gewicht einer einzigen 
Nieöerdrucksturbine, d. i. der rotie¬ 
renden Trommel und ihres Gehäuses, 
beträgt nicht weniger als 7600 Zent¬ 
ner. Daraus brechen sich die Wasser¬ 
wogen an einem Schiffspanzer, der 
aus 3 bis 6 Zentimeter dicken Stahl- 
platten aneinander genietet und durch 
Boöenwrangen und Querspanten von 
gewaltigen Abmessungen gestützt und 
verstärkt worden ist. Der Kiel, auf dem 
der Dampfer schwimmt, ist über¬ 
mannshoch. Zu seinen beiden Seiten 
festigen je 275 stählerne Boöenwran¬ 
gen ein zyklopisches Doppelbodenge- 
süge, von dem die Seitenwänöe des 
Schiffes nach mächtiger Rundung steil 
aufsteigen. Fast 676.000 Zentner ist 
das Leergewicht des Dampfers. Ein 
Kommandant und vier Kapitäne 
wachen abwechselnd über des Schiffes 
Weg. Zum ersten Male auf einem 
Handelsdampfer werden sie von einem 
unmagnetischen Kompaß beraten. 
Drahtlose Telegraphie von größter 
Reichweite, durch einen Haupt- und 
zwei Notantennen, durch zwei für 
Tagesneuigkeiten und Notrufe ge¬ 
trennte Empfangsapparate, durch eine 
elektrische Reservekraftquelle oberhalb 
der Wasserlinie gesichert, hält das 
Fahrzeug während der ganzen Reise 
mit anderen Schiffen, meist sogar auch 
mit Festlandstationen in Verbindung. 
Empfangsapparate für Unterwasser¬ 
schallsignale horchen im Nebel auf ent¬ 
gegenkommende Schiffe und in der
	        
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