Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

69 
leidenden Menschheit dienen. Aber jetzt 
angesichts so hilflosen Jammers war 
er unruhig, unsicher. Immer wieder 
zog es ihm ins Krankenhaus. Tage 
lang hoffte er auf den Tod des Jüng¬ 
lings, aber er genas langsam. Hans 
Weber schämte sich seiner Tränen nicht, 
als er das verwitwete Mütterchen am 
Bette des Kranken hörte „O mei Mut¬ 
arme gemarterte Mutter in Tränen 
aus. „O schmerzhafte Mutter, nimm 
ihn zu dir! Was soll ich denn mit ihm, 
wann er so zug'richt ist, der arme Ha¬ 
scher?" Und Hans Weber hörte, was 
Schwester Cleopha und Pater Rupert, 
der Spitalspriester, zu ihr sprachen. 
Von den Ratschlüssen des liebevollsten 
Vaters droben, der so schwere Folgen 
Das neur Kgthsus in Kew-Hork. 
terl, in zwei Wochen bin i wieder 
g'sund und arbeit für di. Gehn's 
Schwester Cleopha, tuns mir do amol 
die Binden «unter, daß ich was sieh!" 
Das Weiblein streichelte dem Buben 
die Hände. „Mußt still liegen, Seppl, 
und beten, daß sich unser Herrgott der- 
barmt, 's wird schon recht werden." 
Aber als sic draußen war, brach die 
tollkühner Unvorsichtigkeit zugelassen, 
von der Läuterung der Leiden, vom 
Trost der Ergebung und vom Balsam, 
den Gotteslieb in die tiefsten Herzens¬ 
wunden träufelt. Willig hörte das 
Mütterchen, zu und ihrem namenlosen 
Schmerz fehlte der schrille sich aufbäu¬ 
mende, wahnsinnige Ton der Ver¬ 
zweiflung. Mit dem Trost aber war es
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.