Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

Der Streit zwischen den beiden 
Parteien war zu Ende, sie konnten sich 
nicht einigen. Da beginnen die Pa¬ 
hnas sich zuzuflüstern: „Uff! uff! er ist 
ja aussätzig! und kehrten schnellstens 
in ihr Lager zurück, dem falschen Ne¬ 
ger freie Fahrt lassend. 
* * 
Am nächsten Tage konnte man im 
Schatten der Bananen des Missions¬ 
hauses einen Mann in Badehose sehen, 
der feinen Körper in großem Eifer mit 
Essig abrieb, um seine frühere Haut-' 
färbe wieder zu erlangen. 
Ihm zur Seite sahen wir einen 
Missionär, der ihn in dieser Arbeit 
mit Schwamm und Seife dort unter¬ 
stützte, wo er selbst nicht gut zukam. 
Doch mußte dieser von Zeit zu Zeit 
Pausen machen, um seiner Heiterkeit 
Lust zu machen. Und es heißt, sie 
hätten ziemlich lange dazu gebraucht: 
denn es wird ja keine geringe Mühe 
kosten, einen Neger weiß zu machen. 
Zehn Gebote für den Frieden im 
Ehestände. 
Uebersetzung aus dem Spanischen von P. Matthias Grammer C. SS. E. 
Nun sind für den Frieden in der 
Familie schon sehr viele Rezepte ver¬ 
zapft worden. Indessen die Rat¬ 
schläge, die hier kommen, stammen 
von so vornehmer Höhe, daß man sie 
der Menschheit unmöglich vorenthal¬ 
ten darf. Die Verfasserin derselben ist 
nämlich niemand geringerer als Ihre 
Majestät Königin Elisabeth von Ru¬ 
mänien, die als Schriftstellerin unter 
dem Pseudonym „Carmen Silva" 
europäischen Ruf hat. In ihrer Fa¬ 
milie herrscht ausgezeichnete Harmo¬ 
nie. Vielleicht hilft das Rezept der 
hohen Frau auch dem „Schwaba" in 
West-Europa. Also hören wir die 
Sentenzen der gekrönten Schriftstel¬ 
lerin. 
1. Veranlasse niemals den ersten 
Zank. Ist er aber einmal entbrannt, 
dann trete auf mit Energie. Im ersten 
Streite siegreich hervorgegangen zu 
sein, heißt ein- für allemal deinem 
Manne die Ueberlegenheit seiner Frau 
unwiderleglich beigebracht zu haben. 
2. Vergiß niemals, daß du dich ver¬ 
heiratet hast mit einem Manne, also 
nicht mit einem Halbgott oder Engel. 
So wirst du leichter über seine Schwä¬ 
chen hinauskommen. 
3. Sprich nicht immer vom Geld 
mit deinem Manne. Wirtschafte klug 
mit dem Geld, welches er dir gibt. 
4. Wenn du meinst, dein Mann 
habe kein Herz, so gedenke, daß er 
einen Magen hat. Bereite ihm die 
Speisen, die er liebt, und bereite sie 
ihm so gut als möglich, aber nach s e i-1 
n e m Geschmack und viel. Durch den 
Magen steigst du in sein Herz ein. Der 
Kochlöffel ist das Szepter der Haus¬ 
frau! 
5. Hie und da, aber nicht zu oft, 
laß deinem Manne das letzte Wort, 
dies Linsengericht wird nicht ab¬ 
sonderlich schaden. 
6. Lies die Zeitungen ganz durch. 
Lies nicht bloß d a s, was Frauen 
fesselt: Mode und Skandal: lies auch 
Politik, Gesellschaftswissenschaftliches. 
Dein Mann wird entzückt sein, eine so 
allseitig gebildete Frau zu haben. 
7. Sei nie launenhaft. 
8. Laß deinem Manne zu erkennen 
geben, daß er mehr versteht als du. 
Kurz daß du nicht unfehlbar bist. Du 
wirst ihn auf diese Weise leichter auf 
deine Ansicht und deine Meinung be¬ 
kehren. 
9. Ist dein Mann intelligent, so sei 
du seine Freundin: ist er es nicht, so 
sei seine Ratgeberin. 
10. Verehre alle Verwandten deines 
Mannes, vor allem seine Mutter. Ver¬ 
giß nicht, daß diese deinen Mann 
schon lange vor dir geliebt hat. 
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