Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

Das war richtig, aber was nun 
, machen? Teer war kein Tropfen mehr 
vorhanden. 
Man kam überein, N. müsse den 
Rücken mit einem schwarzen Tuche be- 
! decken und Sorge tragen, daß die 
Feinde ja nichts Weißes von seinem 
Körper sehen. Gesagt, getan. 
Unter solchen mißlichen Verhält¬ 
nissen kamen sie bei Anbruch der Nacht 
bei dem gefürchteten Lager vorbei. 
Dies war gut, denn das Dunkle ließ 
den Unterschied in der Gesichtsbilöung, 
den Haaren usw. nicht gut erkennen. 
Doch kaum hatten die Feinde die 
Barke erkannt, als sie selbe mit ihren 
Pirogen umgaben. 
„Wo ist der Weiße?" 
„Welcher Weiße?" fragte der Ka¬ 
pitän. 
„Was habt ihr mit dem Weißen 
getan, der mit euch vor ein paar Ta¬ 
gen den Fluß hinaufgefahren ist?" 
„Was kümmert mich, was die 
Weißen tun. Sie reisen überall um¬ 
her,' wir führen sie hin, wohin sie ver¬ 
langen, bekommen unsern Lohn und 
I — adjeu,' kann mich nicht erinnern, 
dich je gesehen zu haben." 
Während dieser Hin- und Wider¬ 
reden begab sich der falsche Neger zit¬ 
ternd in die Mitte des Schisses, sich zu 
verbergen, indem er still vor sich hin- 
murmelte: Wenn sie nur meinen 
Rücken nicht sehen — und zog das Tuch 
fest an den Leib an. 
Sein auffälliges Benehmen hatte 
• die Auge >r der Pahnas auf ihn gelenkt. 
„Ist das ein Sklave, den du oben 
gekauft hast?" 
//Ja." 
„Wirst du ihn verkaufen?" 
„Jetzt einmal nicht." 
„Dann nehmen wir ihn so, du 
mußt Strafe zahlen, weil du den Wei¬ 
ßen vorbeigefahren hast, der den Tod 
unseres alten Scheichs verursacht hat." 
Es fing an, ernst zu werden, und 
N. erkannte, die Mannschaft seiner 
Barke würde gegen diese Menge un¬ 
terliegen müssen. Auch wußte er nur 
zu gut, daß die Feinde den schwarzen 
Sklaven, der eben er selbst war, nur 
Haben wollten, um ihn beim Fest¬ 
schmause zu Ehren des toten Scheichs 
zu verzehren. 
Ja, ja, diese bösen Missionäre ha¬ 
ben doch nicht gelogen, wenn sie sagten, 
sie befänden sich gar manchmal in Ge¬ 
fahr, von diesen Wilden zu Beefsteak 
verarbeitet zu werden. Nur schade, 
daß gerade heute ein anderer in Ge¬ 
fahr ist. 
Indem N. diese Aussichten recht 
zu Herzen nahm, überfiel ihn ein ge¬ 
waltiges Gruseln. 
Kussischrr MinisterprgsMrnt Lasonoff. 
Wenn sie nur meinen Rücken nicht 
sehen, säufzte er unwillkürlich aus 
seinem tiefsten Innern auf! Doch das 
wurde ihm noch verhängnisvoll: Durch 
die Bewegung, die sich von innen her¬ 
aus dem Körper mitteilte, riß er — 
seine Rückendecke mitten entzwei. 
Wie von einer unsichtbaren Macht 
zermalmt, sank der Unglückliche auf die 
Knie, bat Gott und Mensche it um Ver¬ 
zeihung und gelobte, wenn er aus die¬ 
ser Gefahr errettet würde, mit bloßen 
Füßen, einen dicken Stri i um den 
Hals und eine Kerze in der Hand zum 
Missionshügel hinaufzusteigen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.