Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

Wie ein Weiher sich zum Neger 
machte. 
Den Namen dieses Mannes kann 
ich nicht veröffentlichen, aber das kann 
§ ich sagen, er gehörte zu keinem Herr¬ 
scherhause, war von keiner Regierung 
und von keiner wissenschaftlichen Ge¬ 
sellschaft gesandt, nur gehörte er zu¬ 
fällig der Loge „von der dreieckigen 
Einigkeit" an. 
Dieser Herr N. hatte sich in eifri¬ 
gem Studium eine seltene Kenntnis 
vom Kongo erworben, wollte sich aber 
doch persönlich von manchem überzeu¬ 
gen. Besonders hatte er es abgesehen, 
sich zu überzeugen, ob die katholischen 
Missionäre wirklich so große Fort¬ 
schritte machten, und wollte dann 
etwaige kuriose Erfahrungen getreu¬ 
lich seinem Leibblatte: „Die Emanzi¬ 
pation, Nachrichten für die denkende 
Menschheit", berichten. 
Nachdem N. das Schiff verlassen 
hatte, mit welchem er aus Europa ge¬ 
kommen, begab er sich sogleich in das 
Innere des Landes und beanspruchte 
die Gastfreundschaft der Missionäre, 
welche ihm bereitwillig verschiedene 
Sachen erzählten. Darunter hatte der 
Obere der Mission sich auch beklagt, 
daß ein naher schwarzer Stamm, die 
Pahna, auch ihr Leben nicht schone. 
Herr N. aber dachte sogleich: Nun, der 
lügt einmal und macht sich über uns 
lustig. Sogleich werde ich mich selbst 
j überzeugen und dann aber auch alles, 
alles bekanntmachen. 
Er suchte sich also einen Dolmetsch, 
mietete eine Barke und begab sich zu 
Fuß in die von den Misstonären so ge¬ 
fürchtete Gegend. 
Es vergeht ein Tag, zwei, drei. 
Alles geht gut; kein Zweifel mehr, die 
Missionäre sind Betrüger. 
Jedoch am vierten Tage vernah¬ 
men sie die Nachricht, der Scheich eines 
Lagers, an dem sie vorbeigefahren, sei 
plötzlich gestorben und der Zauberer 
habe erklärt, die Ursache dieses Todes 
könne nur der Weiße sein, der da vor¬ 
übergefahren und mit seinem Sonnen¬ 
schirm verschiedene Zeichen gemacht 
habe. 
„Was nun tun?" fragte N. etwas 
verwirrt. 
„Ja, nun sind wir verloren", ant¬ 
wortete traurig der Kapitän. „Sicher 
Syr Ldwsrd Grry 
Welcher den Frieden zwischen Türkei und Balkanbund 
zustande brachte. 
werden sie dich aus dem Rückwege ab¬ 
fassen, um den Tod ihres Scheichs zu 
rächen; vielleicht bringen sie dich auch 
um . .. Ja, vielleicht nehmen sie mir 
sogar auch alle die Sachen, die du mir 
gegeben haft. Und dann, was hast -u 
denn eigentlich unter den Pahuas zu 
tun, wenn du kein Missionär bist?" 
„Sag' du mir", antwortete N., 
„könnten wir nicht so etwa acht Tage 
hier bleiben? Sie könnten sich diese 
Zeit durch wohl beruhigen und die 
Sache vergessen."
	        
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