Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

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weg; zitternd sinken sie ein, so daß wir 
uns genötigt sehen, aus dem Sattel zu 
springen und sie am Zaume zu führen. 
Endlich nach siebenstündigem Aufstieg 
muß das Reiten ganz aufgegeben wer¬ 
den; ein ununterbrochenes, zwei Kilo¬ 
meter langes Schneefeld trennt uns 
noch von dem Piano del Lago, einer 
Terrasse des Aetna, auf welcher in fast 
3000 Meter Meereshöhe die Casa 
Etnea oder der Observarium liegt. 
Während die Tiere und Treiber unten 
auch für die Beobachtung der Gestirne 
der wolkenreine Nachthimmel auf der 
Höhe des Aetna ist, zur Beobachtung 
gehören Menschen, und diesen für die 
Dauer ein menschenwürdiges Dasein 
zu gewähren, erwies sich gegenüber 
den elementaren Gewalten als unmög¬ 
lich. Das Observatorium wurde auf¬ 
gegeben, das kostbare Objektiv des Re¬ 
fraktors nach Catania geschafft und 
nur die selbstregistrierenden meteoro¬ 
logischen Instrumente wurden dort 
in einer kleinen Hütte zurückgelassen 
werden, schreiten wir mühsam über 
das im Juni noch anderthalb Meter 
tiefe Schneefeld fort, und endlich ist das 
schützende Obdach erreicht. 
Die Ca«a Etnea oder Ingiese ist 
ein von dem hochverdienten Aetnafor- 
scher Dr. Mario Gemellaro mit Unter¬ 
stützung englischer Offiziere im Jahre 
1811 errichteter Bau. Später, im Jahre 
1887, wurde das Gebäude erweitert 
und mit einer Kuppel versehen, unter 
welcher ein astronomischer Refraktor 
Aufstellung fand. Aber so geeignet 
oben belassen. Einsam steht jetzt der 
Bau in der Schneewüste da; nur alle 
vierzehn Tage kommt der uns heute 
begleitende Kustode von Nikolosis her¬ 
auf, um die Aufzeichnungen der In¬ 
strumente Professor Ricco nach Cata¬ 
nia hinabzubringen. 
Es war, wie gesagt, 
vorigen Jahres, als wir zuletzt dort 
oben waren, und noch lag die untere 
Hälfte des Gebäudes in Schnee ein¬ 
gebettet; wir mußten auf einer Leiter 
das Dach des Vorbaues erklettern und 
durch die Türe des oberen Stockwerkes
	        
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