Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

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Was alles in Zigarren enthalten ist. 
(Die chem. Analyse der Zigarre.) 
Die Zigarre, Sie für den Raucher und 
den oberflächlichen Betrachter nichts 
weiter ist, als eine Rolle von Tabak¬ 
blättern mit einer Tabakhülle darum, 
die sich nach dem Anzünden langsam in 
wohlschmeckenden Rauch auflöst, ist 
im Grunde ein recht vielseitiges 
mixtum compositum. Das lehrt die 
chemische Analyse. Die Tabakblätter 
enthalten folgende Stoffe: „den Tabak- 
kampfer", wissenschaftlich Nikotianin 
genannt, ferner Gummi, apfelsauren 
Kalk, Apfelsäure, Blattgrün, Firnis¬ 
stoffe, Holzfasern und Salze. Die 
trockene Asche der guten Zigarre soll 
bei der chemischen Analyse enthalten: 
Kali, Natron, Phosphorsäure, Kalk, 
Schwefelsäure, Magnesia, Chlor und 
Kieselerde. Erheblich komplizierter ist 
dann der Zigarrenrauch. Er enthält 
vor allem Wasser in dampfförmigem 
Zustande, Ruß, Kohlensäure und Koh¬ 
lenoxyd und endlich als Hauptbestand¬ 
teil das schädliche Nikotingift. Diese 
Bestandteile lassen sich aber noch wei¬ 
ter in viele Teile zerlegen, so daß die 
Zigarre enthält: Ameisensäure, Am¬ 
moniak, Baldriansäure, Blausäure, 
Buttersäure, Essigsäure, Kreossot, Kar¬ 
bolsäure, Propionsäure, Schwefel¬ 
wasserstoff und noch eine Reihe öliger 
Substanzen, die mit dem Anilin ver¬ 
wandt sind, wie Kollodin, Korydin, 
Lutidin, Parvolin, Pyridin, Rubiüin, 
Picolin und Biridin. Alle diese Stoffe 
enthalten allerdings nur die guten Zi¬ 
garren. Bei den schlechteren und ganz 
schlechten wird man manchen Bestand¬ 
teil nicht vorfinden. Dafür finden sich 
je nach dem Gütegrade der diversen 
Glimmstengel die verschiedenartigsten 
Substanzen, die manchmal bei der 
Analyse Kopfschütteln zu erregen ge¬ 
eignet sind. Es soll z. B. vorkommen, 
daß man Lakritzen, Zeitungspapier, 
Menschenhaare, Schieferstifte, Zimt 
und — Fingernägel in Zigarren vor¬ 
findet. Bei diesen kann man dann ganz 
sicher gehen, daß sie nicht aus Havanna 
stammen. Auch bedarf es in solchen 
Fällen nicht erst einer chemischen Ana¬ 
lyse, sondern schon der Geschmack und 
die etwaigen sonstigen Folgen des „Ge¬ 
nusses" der Zigarre bezeugen unzwei¬ 
felhaft ihre Herkunft und ihren Güte¬ 
grad. 
Heiteres. 
Ein Herr läuft atemlos die Straße 
entlang, hinter einem Hute her, den der 
Wind immer weiter treibt. Endlich hat 
er den Hut erwischt, lehnt sich ganz er¬ 
schöpft an eine Laterne und putzt den Hut 
sauber ab. Da kommt ein anderer Herr 
angerannt, nimmt ihm den Hut aus der 
Hand und sagt: „Ich danke Ihnen sehr!" 
— „Wofür denn?" sagt der erste erstaunt. 
— „Für meinen Hut!" — „Das ist doch 
meiner!" — „I bewahre, Ihrer hängt 
Ihnen ja an der Hutschnur den Rücken 
herunter!" 
„Hat der Vater Ihrer Braut Ihnen 
endlich das Jawort gegeben?" — „Ach, 
dieser alte Geizkragen dreht erst jede 
Tochter zehnmal herum, bevor er sie 
hergibt." 
Zu einem Manöver in Süödeutschland 
waren mehrere Diplomaten als Gäste ge¬ 
laden, die aber verspätet eintrafen und 
das Hauptquartier mit den Fürstlichkei¬ 
ten vergebens suchten. Schließlich fand 
man in einem Dorfe einen einsamen In¬ 
fanteristen als Wache an einer Brücke 
stehen. Der eine der Herren ging an den 
Soldaten heran und fragte: „Wissen Sie, 
wo der Großherzog von Hessen oder der 
Prinz von Bayern ist?" — „Na", antwor¬ 
tete der Posten, „i bin fremd hier, aber 
fragen S' doch amal den Soldaten da drü¬ 
ben, der kennt alle die Wirtshäuser hier " 
Kellner (am Fenster lehnend): 
„Das Gewitter wird in einer Minute hier 
sein." — Gast: „Das hab ich nicht bestellt, 
ich warte auf mein Kotelett!"
	        
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