Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

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-erte ist diese Sage in Gedichten, in 
Liedern und auch in Dramen, ja sogar 
als Oper behandelt und bearbeitet 
worden. Besonders Julius Wolf hat 
in einem Epos die Sage dramatisch 
behandelt und einen einfachen, doch so 
packenden Schlußvers gedichtet, wie 
folgt: 
Von dem Gottesdienst im Stifte 
Kehrten heim die Bürger Hamelns, 
Heim zu ihren leeren Häusern, 
Leer von Ratten, leer von Mäusen, 
Leer von den geliebten Kindern. 
F. W. Larsch. 
Der neue Tauchreller für Untersee¬ 
boote. 
Es sei vorausgesetzt, ein Untersee¬ 
boot liegt infolge Wassereinbruch und 
eingetretener Unmöglichkeit, mit den 
vorhandenen Anlagen aufzutauchen, 
auf Grund in 30 m Tiefe. Es ist 
möglich gewesen, die druckfesten Quer¬ 
schotten so zu handhaben, daß der be¬ 
drohte Raum verlassen werden konnte, 
dann hat sich die Mannschaft in der 
Zentrale versammelt. Für mehrere 
Tage schließt die im Boote tätige Luft¬ 
reinigungsanlage jede Erstickungsge¬ 
fahr aus. Ist aus den regelmäßigen 
Luftuntersuchungen zu erkennen, daß 
die lebenerhaltende Wirksamkeit der 
Luftreiniger beendet sein wir-, bevor 
die von außen begonnenen Rettungs¬ 
arbeiten bis zu den Versunkenen vor¬ 
dringen, dann ist -er kritische Moment 
gekommen, der zum Verlassen der 
Boote zwingt. Schon sofort nach Ein¬ 
tritt des Unfalles hat das Kommando 
„Klar bei Tauchretter" die Mannschaft 
veranlaßt, sich mit dem Rettungsappa¬ 
rat auszurüsten. Seine Verwendung 
ist ihr durch systematisches Training 
vertraut. Nach der Bestimmung, der 
Reihenfolge, in -er die Mannschaften 
aufzutauchen haben, werden unge¬ 
säumt alle Vorbereitungen zur Flucht 
aus der Tiefe geschehen. Das Boot 
liegt unter einem Außendruck von drei 
Atmosphären. Das Entrinnen aus 
dem Wrack ist nur möglich, wenn die 
Druckdifferenz im Innern des Boo¬ 
tes aufgehoben wird. Da ist kein an¬ 
derer Ausweg als das Vollaufenlassen 
des ganzen Bootes. 
Die Mannschaften holen tief Luft, 
führen das Atmungsstück des „Tauch¬ 
retters" zum Mund, öffenen den 
Mundstückhahn und legen Nasenklam¬ 
mer an. Das Ventil des Sauerstoff¬ 
zylinders wird geöffnet, bis der At¬ 
mungssack auf dem Rücken prall liegt. 
Noch ein „Hurra!" dem Kaiser. Der 
letzte rettende Weg öffnet sich. Er ist 
schwer, schaurig für manch einen, aber 
er ist der einzige. Das Bodenventil 
wird gelöst und gurgelnd, rauschend 
steigt das Wasser in den Raum, um- 
spüllt die Füße der Harrenden, kriecht 
an ihren Leibern hoch und schließt sich 
über ihren Köpfen zusammen. Was 
tut's! Der Retter Sauerstoff erhält sie. 
Der Druck auf die Ohren wird nach 
einigen energischen Schluckbewegungen 
geringer. Aber das Licht ist erloschen. 
Tastend berühren sich die Arme. Die 
rechte Hand liegt am Ventil des Sauer¬ 
stoffzylinder, in Intervallen den Zu¬ 
strom des Nährgases auslösend,' die 
Linke umfaßt das Ventil des Preßluft- 
zylinders, um die Druckdifferenzen im 
Apparat zu paralysieren. Nach weni¬ 
gen Minuten steht der Raum bis auf 
eine Schicht zusammengepreßter Gase 
voll Wasser. Die Niedergänge werden 
geöffnet, und nun dringen, wenn über 
den Wellen die Sonne leuchtet, fahle,
	        
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