Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

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der Sonne eingestellt werden. An der 
einen Seite der Blechkästen befindet 
sich ein Rohr, durch das das Wasser 
eingelassen wird, während auf der ge¬ 
genüberliegenden Seite ein weiteres 
Rohr den gewonnenen Dampf wieder 
ausläßt. Die Dampfrohre der verschie¬ 
denen Kästen sind miteinander in einer 
gemeinsamen Röhre verbunden, durch 
die der Wasserdampf in die eigentliche 
Maschine geleitet wird, die wiederum 
so konstruiert worden ist, um den Wär¬ 
meverlust auf das geringste zu be¬ 
schränken. 
Vom Fleischverbrauch. 
Alles wird teurer, und zwar nicht 
nur bei uns in Europa, sondern auch 
in Amerika, dem Lande, das infolge 
seines so ertragfähigen Bodens und 
der geringeren Dichte der Bevölkerung 
-och eigentlich an billigen Lebensmit¬ 
teln Ueberfluß haben sollte. Ganz be¬ 
sonders macht sich diese Teuerung bei 
dem Fleisch bemerkbar, und dies muß 
speziell in Amerika deshalb Wunder 
nehmen, weil ja die Ausfuhr des ame¬ 
rikanischen Fleisches infolge der euro¬ 
päischen Zollgesetzgebung in den letz¬ 
ten Jahren ganz beträchtlich zurückge¬ 
gangen ist. Somit bleibt das Fleisch, 
das früher aus Amerika nach Europa 
ausgeführt wurde, nunmehr im Lande, 
und es müßte eigentlich dort ein 
Ueberfluß daran herrschen und damit 
eine Verbilligung eintreten. Aber ge¬ 
rade das Gegenteil ist der Fall, ohne 
daß man eigentlich die Ursachen richtig 
zu erkennen vermöchte! Freilich trägt 
die Bildung von „Ringen", oder wie 
man sie in Amerika nennt, von 
„Trusts", die darin bestehen, daß sich 
die großen Händler zusammenschließen 
und sich gegenseitig verpflichten, das 
Fleisch nicht unter einem bestimmten 
Preis abzugeben, daran die Schuld. 
Diese Ringbildung genügt aber nicht 
zur Erklärung der gewaltigen Preis¬ 
steigerung. Der einzige Schutz, den das 
Publikum gegen dieses Vorgehen hat, 
besteht in der Einschränkung des 
Fleischgenusses. Wird weniger Fleisch 
gegessen als erzeugt wird, so wird es 
schon von selbst billiger werden. Eine 
Unterernährung ist hierbei nicht zu 
befürchten, denn die ganze Wissenschaft 
ist sich darüber einig, daß wir allge¬ 
mein viel zu viel Fleisch zu uns neh¬ 
men und daß es bedeutend gesünder 
wäre, wenn wir mehr vegetabilische 
Kost, also Gemüse und Obst, verzeh¬ 
ren würden. Wir wollen hier natürlich 
den absoluten Vegetariern nicht das 
Wort reden, aber selten hat in Bezug 
auf einen Punkt jemals, seit die Welt 
steht, so absolute Einigkeit von seiten 
der Wissenschaft geherrscht, wie gerade 
in Bezug auf unseren übertriebenen 
Fleischgenuß, der zu allen möglichen 
Gesundheitsstörungen, in erster Linie 
zur Entstehung der Gicht mit ihren 
verschiedenen Folgeerscheinungen, füh¬ 
ren kann. In Amerika wir- noch viel 
mehr Fleisch verzehrt als in Europa, 
weil sich der Amerikaner in seinem Ge¬ 
schäftsdrange nicht die richtige Zeit 
zum Mittagessen nimmt. Wie groß der 
Verbrauch an den verschiedenen Sor¬ 
ten von Fleisch in Amerika ist, davon 
gibt unsere beistehende Abbildung ein 
lehrreiches Bild. Sie zeigt die Größe 
eines Ochsen, eines Schweines und 
eines Schafes im Vergleich zu der des 
Eiffelturmes in Paris, der bekanntlich 
das höchste von Menschenhand errich¬ 
tete Bauwerk -er Welt und 300 Meter 
hoch ist. Würde das in Amerika ver¬ 
zehrte Ochsenfleisch von einem einzi¬ 
gen Ochsen herstammen, so müßte er 
so groß sein, wie der beistehen- gezeich¬ 
nete und auch das Schwein und das 
Schaf müßten die durch Zeichnung wie¬ 
dergegebenen Größenverhältnisse auf¬ 
weisen. Es sei noch als besonders be¬ 
merkenswert hinzugefügt, daß das 
eingepökelte Schweinefleisch allein ein
	        
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