Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

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Der hei 
Von Karl 
Die Jägerpeterhanna-Kathl tat halt 
so viel gern heiraten. Ihre Busen- 
freundin, der Hanbenftock-Sefferl, ver- 
traute sie an: „Weißt, Sefferl: Es hat 
zwar jed's Mannt sein Brantl, aver 
na, was will man machen, der Lenz ist 
ein brav's Lent, den muß ich haben." 
Da das Sefferl ihre Base war, bat sie 
um Vermittlung. Hilf, was helfen 
mag. Der Jägerpeterhanna - Kathl 
Lenz hat ein Kenschl und die Kathl 
vierhundert Kronen Bargeld. Was 
will man noch mehr? 
Bevor ich aber etwas weiter er- 
zähle, mutz ich schon noch einmal die 
Kathl vorstellen. Warum sie die Jä¬ 
gerpeterhanna-Kathl heißt? Weil sie 
die Tochter der Jägerpeterhanna ist. 
Diese ist wieder die Tochter des Jäger* 
peter. Und so ließe sich der Stamm- 
Ursprung der Kathl noch weiter zurück 
verfolgen. Weil aber eine weitere 
Stammerklärung bei der Geschichte 
nicht ins Gewicht fällt, so Möge sich die 
geehrte Leserin mit dem begnügen, daß 
wir verraten, es habe das Haubenstock- 
Tesserle bei der delikaten Mission, den 
Lenz und die Kathl als ein Paar! zu 
sehen, zu einer List gegriffen. 
Eines Tages lud sie den Lenz zu 
sich, und weil sie wußte, daß der Ehe- 
standskanöidat gern Schnaps trinke, 
eröffnete sie ihm: 
„Lenz, heut' kriagst was extra 
Feins: Einen Heiratsgeist. Der Bur- 
sche ritz die Augen weit auf uuö 
meinte: 
„Einen Heiratsgeist? Ja, wo hast 
denn den her?" 
„Ist ganz nebensächlich, Lenz, wenn 
er dir nur schmeckt", versetzte das Ses- 
serle und holte ans ihrer Truhe eiu 
Flaschel Likör. Der Lenz kostete, 
schnalzte mit der Zunge und rief: 
„Kreuz, Zwiesel, Essig und Kren, 
der ist gnat!" 
No, weil er ihm nur schmeckt, sann 
das Tesserle, und füllte fleißig nach — 
vom Heiratsgeist. 
Reiterer, 
Nach Längerem erzählte die Base 
Kathls geheimnisvoll, sie wisse einen 
Schatz vergraben. Der Lenz reagierte 
ans diese Sache nicht. Schatzgräber, 
meinte er, hab'n lange Fräck' und z'ris- 
sene Säck'. „Ein andermal", meinte 
das Sefferl, „werö' ich dir mehr er- 
zählen. Ich habe eine Schwörrute und 
mit dieser kannst du den Schatz be- 
heben." 
„Ja, warum behebst denn d n ihn 
nicht", höhnte Lenz. 
„Weil ich ein Weibsleut bin, weißt, 
nur Maunslent kriagu jenen Schatz." 
Beim siebenten Stamperl „Heirats- 
geist" kam der Lenz von selbst, auf die 
Schatzgeschichte zurück. Er begann: 
„Wär' eigentlich was Leichtes, wenn 
du mir gutstehen könntest." 
„Stehe dir schon gut. Weifct, weil 
ich die Base von der Kathl bin." 
„Aha", sagte mit pfiffigem Lächeln 
der Lenz, „die Jägerpeterhanna- 
Kathl?" 
„Wenn du den Schatz hast, heiratest 
die Kathl", lispelte das Tesserle beim 
neunten Stamperl Heiratsgeist dem 
Lenz ins Ohr. Nun zeigte sich der 
Bursche schon weniger widerharrig. 
Vierhundert Kronen n n d die Kathl, 
sann er, das wär' zum Mitnehmen. 
Um bas Geld hat's den Lenz mehr 
„peckt" als um die Jägerpeterhanna- 
Kathl. Weil man aber beim Guten 
immer was Schlechtes mit in den Kauf 
nehmen mutz, wurde verabredet, der 
Handel sei perfekt, wenn die vierhnn- 
dert Kronen wirklich in kurzer Zeit zu 
beheben seien. 
Am Balentiniabend (7.Jänner) 
führte das Tesserle den Lenz wieder 
in ihr Kammerle, und wieder brachte 
sie den Heiratsgeist aus einer Truhe. 
Der Lenz blieb auf der Bank picken, 
er mußte rein Pech an der Hose haben, 
oder weil sich zufällig auch die Jäger- 
peterhanna-Kathl eingefunden hatte? 
Es wurde zehn Uhr, es wurde eilf Uhr 
nachts. Endlich brach der Lenz mit dem
	        
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