Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

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ihn ein wenig empor. Der Scharfrichter 
ist inzwischen die Stufen des Galgens 
hinangeeilt und verdeckt mit der einen 
schwarz behandschuhten Hand das Ge- 
ficht des Verbrechers, mit der anderen 
Hand legt er ihm die Schlinge um den 
entblößten Hals. Wie zu einem letzten 
Wort öffnet er noch den Mund, dann 
ein kurzer Ruck, ein Augenblick, — der 
Verbrecher ist tot, seine Seele steht vor 
dem Richter des Himmels. —- 
Der Geistliche tritt vor und spricht tief 
bewegt die Worte: 
„Es hängt vor unseren Augen ein 
Menschenleib, dem soeben die nnsterb- 
liche Seele entflohen ist. Es ist der Leib 
eines Menschen, der uns das Resultat 
schlechtester Erziehung, sittlichster Ver- 
kommenheit und eines zügellosen La- 
sters repräsentiert. Laßt uns alle, die 
wir Zeugen dieser schaurigen Stunde 
waren, diesen Schreckensort verlassen 
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Schwer und schlapp hängt der Leich- 
nam an dem Richtpflock. Ein Schauer 
geht durch die Anwesenden. Der Scharf- 
richter schreitet, — es waren erst 11 
Sekunden verstrichen — die Stufen 
langsam hinab, zieht den Hut und mel- 
det kurz dem Exekutionsleiter den 
Vollzug der Exekution. Im ganzen 
tritt nach 45 Sekunden der Tod des 
Delinquenten ein. In diesem Augen- 
blick ertönt das Zügenglöcklein der Ge- 
sängniskapelle und der Kommandorns 
„Zum Gebet". Das Militär salutiert, 
die Anwesenden entblößen das Haupt. 
mit der Erneuerung des Vorsatzes: 
Trage jeder bei, nach seinen Kräften, 
auf daß solche Früchte wenig reifen! 
Im Bewußtsein, daß wir alle der 
Barmherzigkeit Gottes bedürfen, ru- 
feu wir in einem andächtigen Vater- 
uufer den höchstbarmherzigen Gott 
an!" 
Der Geistliche faltet die Hände und 
die Anwesenden beten leise das Vater- 
unser. Durch die Stille ertönt das laute 
militärische Kommando „Vom Gebet!" 
Die Zuschauer verlassen nunmehr den 
Richtplatz. Im Vorhofe verteilt ein
	        
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