Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

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Ende zu machen. Der Grotzknecht Tonl 
hatte einen schneeweißen Kopf, ein gol- 
öenes Herz und trotz seiner sechzig 
Jahre noch eine Kraft in den Armen 
wie ein Herkules. Eines Tages sagte 
er zu der Gretl: 
„Du, Bäuerin, wie jetzt dein Mann 
mit dir haust, ist nicht mehr anzusehen. 
Brauchst dir nicht alles gefallen zu 
lassen — mutzt dem Herodes einmal 
andere Seiten aufziehen." 
„Mein Gott, was kann ich denn 
tun?" fragte halb weinend die Bäuerin. 
Bäuerin, was ich dir sag. Ich tat dir 
gern helfen, deinem Mann den bösen 
Geist auszutreiben — und du brauchst 
dir keine Skrupel zu machen." 
„Was hast denn im Sinne, Tonl?" 
„Mein Plan ist dieser. Wenn der 
Affenbrüter wieder einmal spät nachts 
heimkommt, leuchtest ihm wie gewöhn- 
lich in die Stube herauf und ich stell 
mich mit einem Fliegenwedel hinter 
bie Stubentür . . . Sobald ihr in die 
Stube tretet, blasest du das Licht schnell 
aus. In der Finsternis brauchst dann 
111 I! 
III! 
4 * WèèU iß j 
Mirmlmr. 
„Was du tun kannst? Ordentlich 
wehren tust dich und sobald er eine 
Hand aufhebt, gibst ihm aufs Dach." 
„Aber wo denkst denn Hin, Tonl? 
Er tät mich ja erschlagen? in seinem 
größten Schwerggl ist er noch stark wie 
David. . . . Und dann bin ich ja sein 
Weib und Hab ihm versprochen, treu 
und untertänig zu sein. — Wenn er 
ausgedampft hat, ist er der weltfeinste 
Mann." 
„Alles recht, — aber er mutz kuriert 
werden, sonst geht er mit Leib und 
Seele zum Ganger. . . . Merk auf, 
gar nichts zu tun, als ein bischen re- 
ben, — handeln werde ich. . . Versteh 
wohl, — du mußt ihm ordentlich 
Trumpf bieten und i ch gib Schlag. — 
Aber baß du mich ja mit keinem Wörtl 
verratest, sonst kann ich am nächsten 
Tag zusammenpacken! Möcht nicht 
gern den Dienst verlieren. Er 
bars nicht merken, daß außer dir noch 
eine Seele in ber Stube ist und muß 
glauben, alles Gute komme von dir. — 
Im andern Fall hilft die Kur nichts." 
Nach vielem Zureden war die Frau 
endlich mit dem Plane einverstanden.
	        
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