Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

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weil da Rauk affteigt und an der nu 
allweil gierige Feurzungan umalecken, 
da stattliche Baurnhof va gestan? Und 
san das de selibign Bam, dö gestan 
dagstandn san ön greana Pracht, voll 
Saft und Kraft, dö hent so trauri da- 
stengan, af und af kohlschwarz, mit 
zamgraschte Blattl, mit bratna Frucht, 
mit kahle Ast? Und d' Wiesn, dö gestan 
daglegn is wiar a Teppich mit tausend 
Bleamal bestickt, dö is heut z'stampst, 
z'tretu und de schwarzn Abbrand lin- 
gen drin umanand. A trauriga An- 
blick! 
Nckrrbsuministkr Dr. Uibin Lrsf 
gestorben im Juni 1912. 
Do d' Snnn kriagt a Wieda was 
Schenas, Erhebendes z' segn dö nächstn 
Tag. Vo weit und broat kemman d' 
Bauru und d' Freund zam. Sö kem- 
man net lari. Ganze Fuahru Holz 
briugau dö mehran, Heu, Stroh, 
Gselchts, alls was ma halt brauch« 
ka, gar wann ma abrennt. 
„Lah na geh", sagn's und druckau ön 
Abbrandla d' Hand, „mir werdn da scho 
wieda ön d' Heh helsn. Nur net va- 
zagt sei!" Und das war a nett. 
D' Maura und d' Zimmalent 
ruckau ast an. 
Und, so Gott wüll, hamt d' 
Abbrandla ön a etla Wochan wieda a 
Dach üban Kops. Und olls tnat wieda 
recht werdn. 
Messen. 
„Laß doch!" sagte ich besänftigend 
zu meiner Frau. Wir waren auf der 
Hochzeitsreise, daher sprach ich sanft 
überzeugend. Sie aber zerrte weiter 
an der verquollenen Schublade 
herum. 
„Laß doch!" wiederholte ich noch 
einmal, „Du hast ja alle Sachen schon 
in den anderen Kästen untergebracht!" 
„Ich will aber sehen, ob da was 
drin ist," sagte sie hartnäckig und ar- 
beitete weiter an der Schublade herum. 
Schließlich sah sie das Vergebliche 
ihrer Bemühungen ein und warf fpöt- 
tisch hin: „Für solche Sachen habe ich 
mir eigentlich einen Mann mitgenom- 
men!" 
Ich war hinzugetreten. Nun ja, 
das Ding mutzte natürlich herauszu- 
ziehen gehen! Wenn man's vernünftig 
anfing und dann noch die nötigen 
Kräfte befatz, da war das gar keine 
Frage! Ich fing also mit Ruhe an, 
wurde erregt und brauchte zuletzt rohe 
Gewalt. 
„Laß doch!" sagte meine Fran be- 
säustigend. Aber um keinen Preis 
hätte ich jetzt meine Bemühungen auf- 
gegeben. „Latz doch!" wiederholte sie, 
„wir brauchen die Schublade ja gar 
nicht." — So ein Unsinn: darauf kam 
mir's doch gar nicht mehr an, sondern 
ich mutzte das Ding auf haben! 
Schließlich packte meine Frau an 
einer Seite an und ich an der andern, 
— da fprang die Schublade krachend 
auf. Verdutzt guckten wir uns beide 
an: es war nichts drin, nichts, nicht 
einmal ein Stückchen Papier! Eine 
leere, hölzerne Schublade, wie jede 
andere. 
Seit der Zeit ist es noch manchmal 
vorgekommen, daß wir uns um eine 
Nichtigkeit zu erregen und zu quälen 
anfingen. Aber nur anfingen! — Denn 
eines von uns beiden kam immer 
rasch auf den Gedanken, dem andern 
„Schublade!" zuzurufen, — das ge- 
uügte!
	        
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