Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

Die Pfarre 
Eingesendet von P. Hermann Haas 
Vorcl 
Vorchdorf ist eine alte und ansehn- 
liche Pfarre, nach alter Einteilung im 
Distriktskommissariate Hochhaus, unter 
der Vogtei und dem Patronato des 
Stiftes Kremsmünster im Dekanate 
Thalheim. 
Diese Pfarre, welche in älteren Ur- 
künden auch „Vorhi- oder Varhedorf" 
genannt wird, besteht schon seit dem 
Jahre 1196 bei dem Stifte Kremsmün- 
ster und ward demselben von dem Bi- 
schose Wolsker von Passau mit Ein- 
stimmnng des dortigen Domkapitels 
zur Verbesserung seines zeitlichen 
Wohlstandes und gegen Abtretung 
eines dem Kloster gehörigen Gutes zu 
Tubenbrunn (Gfchwand) feierlich über- 
geben und auf immer einverleibt. Es 
besteht hierüber eine Urkunde, deren 
Inhalt diese Tatsache bestätigt. Von 
dem Ursprünge der Pfarre und der er- 
sten Erbauung der hiesigen Kirche sin- 
den sich keine weiteren Nachrichten als 
eine alte Tradition, daß vor Jahrhuu- 
derteu öie Kirche auf einem nicht weit 
entlegenen Hügel bestanden habe, wel- 
cher jetzt noch der „Kirchbühel" heißt 
und auf dem sich noch einige Spuren 
alten Gemäuers fanden, die aber jetzt 
kaum mehr bemerkbar sind. — Ans 
einer alten Spezialkarte oder vielmehr 
Handzeichnung dieser Gegend wird die- 
ser Hügel unter dem Namen „Frauen- 
berg" augezeigt. 
Der ursprüngliche Pfarrbezirk war 
sehr ausgedehnt und begriff auch die 
ganze jetzige Pfarre Kirchham in sich. 
Heute erstreckt sich derselbe der Länge 
nach auf 21/2,der Breite nach auf 
2 Stunden; er enthält zirka 30 Ortschaf- 
ten mit 600 Häusern. Die Anzahl der 
Seelen beträgt ungefähr 3300, von 
denen alle mit Ausnahme einiger Pro- 
testanten der katholischen Kirche ange- 
hören. Vorchdorss Grenzen sind: gegen 
Osten die Pfarren Eberstallzell und 
Pettenbach, gegen Süden Viechtwang 
und Kirchham, gegen Westen Kirchham 
Vorchdorf. 
baue r, Pfarrvikar und Ehrenbürger von 
idorf. 
und Laakircheu, gegen Norden Roit- 
ham, Wimsbach und Steinerkirchen. 
Die Lage von Vorchdorf, zum 
Teile in der Ebene des Albentales 
(Alm), größtenteils aber auf fleißig 
bebauten und mit Obstbäumen reich- 
lich besetzten Anhöhen, bietet dem Be- 
schauer ein abwechslungsreiches und 
angenehmes Bild? der Boden aber be- 
sitzt keine besondere Fruchtbarkeit. 
Längst des die Pfarre nordöstlich be- 
grenzenden und zum Teile durchschläu- 
gelnden Albenflusses sind viele schöne 
Wiesen und in der Umgegend mehrere 
Wälder, unter denen der Tenerwänger- 
Forst der bedeutendste ist. Außer dem 
Albenflusse wird die Gegend auch von 
dem kleinen Möffenbache und den bei- 
den Laudachbächen bewässert. Die eine, 
die innere oder reiche Laudach genannt, 
entspringt in den Bergen der Pfarre 
Kirchham, die andere, die man die 
äußere oder dürre Laudach zu nennen 
pflegt, aus dem von hier 3 Stunden 
entlegenen Landachfee. Beide vereini- 
gen sich ganz nahe bei Vorchdorf und 
ergießen sich etwas weiter abwärts in 
der sogenannten Wimsbacher-An in 
den Almfluß. Die dürre Laudach ist, 
wie man schon aus der Bezeichnung er- 
kennen kann, zur Sommerszeit sehr 
klein und öfters gänzlich ausgetrocknet, 
wird aber bei starkem Gewitterregen 
oder plötzlich einfallendem Tauwetter 
oft so reißend, daß sie dann an Brücken, 
Mühlwerken und Gebäuden, wie auch 
au den Ufern, Wiesen und Feldern, 
welche an den Ufern gelegen sind, be- 
trächtlichen Schaden verursacht. Acker- 
bau, Viehzucht und Holzhandel sind die 
ergiebigsten Erwerbsquellen der guten 
und arbeitsamen Pfarrbewohner? eine 
bedeutende Rolle spielen auch mehrere 
Fabriken in der Pfarre. Einen Beweis 
dafür liefert uns die große Brauerei in 
Eggenberg, die jährlich 40 Tausend 
Hektoliter Bier erzeugt. Ein anderes 
Beispiel dafür ist die Seidenpapier-
	        
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