Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1913 (1913)

uns beiden in letzter Zeit recht schwer 
geworden, heitere, lebensstarke Bräu- 
tigamsbriese zu erfinden, denn der 
Frühling ist nicht fern und mit ihm die 
Todesstunde unserer Lotte." 
Der Amtsrat hatte sich wieder ge- 
setzt. Lottes Mutter schluchzte leise. 
Albert Woltram schnitt der Schmerz 
der edlen Menschen und die furchtbare 
Tragik dieses Mädchenschicksals in die 
Seele. Erschüttert stand er auf und er- 
Stand nennen, dann wird sie natürlich 
nach ihrem Bräntigam fragen," sagte 
der alte Herr, die Amtsrätin aber siel 
ihm ins Wort: „Herr Leutnant, es mag 
sehr hätzlich sein, um was ich Sie jetzt 
bitte,' wenn Sie dieser Ansicht sind, so 
verzeihen Sie einer Mutter? könnten 
Sie sich aber dazu entschließen, so hätten 
Sie den Dank von zwei alten Leuten 
und das Bewußtsein, einer Sterbenden 
eine große Freude bereitet zu haben. 
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Der tzgftn von Gravosa. 
griff die Hand des alten Herrn, zu fa- 
gen vermochte er nichts. 
Der Amtsrat blickte auf. „Nicht 
wahr, Herr Leutnant, Sie werden es 
mit Ihrem Gewissen vereinbaren kön- 
nen, Ihr Versprechen, das Sie dem 
Toten gaben, nicht zu halten?" 
Woltram nickte lebhaft und sagte 
dann leise: „Hans Kalling ist verdor- 
ben, gestorben. Von den Toten soll man 
nur Gutes reden, und das Denkmal, 
das ihm diese herrliche Mädchenliebe 
setzt, entsühnt ihn völlig. Darf ich Ihr 
Fräulein Tochter feheu?" 
Das alte Paar zögerte. „Wenn wir 
unserer Tochter Ihren Namen und 
Es ist , könnten Sie wohl unserer 
armen Lotte etwas Gutes von Hans 
Kolling erzählen, und daß er ein gan- 
zer Mann geworden ist, und daß, daß 
er ihrer gedenkt?" — 
„Aber, Mutter, wie kannst du " 
fiel ihr Gatte ein. 
„Nein, nein, Herr Amtsrat, lassen 
Sie nur," sagte Albert, „ich kann es, 
und ich will es) gewiß, ich habe da keine 
Bedenken." 
Die beiden alten Leute sahen ihn 
dankbar an. Dann erhoben sich alle drei 
und begaben sich in das behagliche 
Wohnzimmer. 
Am Fenster, in einem bequemen
	        
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