uns beiden in letzter Zeit recht schwer
geworden, heitere, lebensstarke Bräu-
tigamsbriese zu erfinden, denn der
Frühling ist nicht fern und mit ihm die
Todesstunde unserer Lotte."
Der Amtsrat hatte sich wieder ge-
setzt. Lottes Mutter schluchzte leise.
Albert Woltram schnitt der Schmerz
der edlen Menschen und die furchtbare
Tragik dieses Mädchenschicksals in die
Seele. Erschüttert stand er auf und er-
Stand nennen, dann wird sie natürlich
nach ihrem Bräntigam fragen," sagte
der alte Herr, die Amtsrätin aber siel
ihm ins Wort: „Herr Leutnant, es mag
sehr hätzlich sein, um was ich Sie jetzt
bitte,' wenn Sie dieser Ansicht sind, so
verzeihen Sie einer Mutter? könnten
Sie sich aber dazu entschließen, so hätten
Sie den Dank von zwei alten Leuten
und das Bewußtsein, einer Sterbenden
eine große Freude bereitet zu haben.
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Der tzgftn von Gravosa.
griff die Hand des alten Herrn, zu fa-
gen vermochte er nichts.
Der Amtsrat blickte auf. „Nicht
wahr, Herr Leutnant, Sie werden es
mit Ihrem Gewissen vereinbaren kön-
nen, Ihr Versprechen, das Sie dem
Toten gaben, nicht zu halten?"
Woltram nickte lebhaft und sagte
dann leise: „Hans Kalling ist verdor-
ben, gestorben. Von den Toten soll man
nur Gutes reden, und das Denkmal,
das ihm diese herrliche Mädchenliebe
setzt, entsühnt ihn völlig. Darf ich Ihr
Fräulein Tochter feheu?"
Das alte Paar zögerte. „Wenn wir
unserer Tochter Ihren Namen und
Es ist , könnten Sie wohl unserer
armen Lotte etwas Gutes von Hans
Kolling erzählen, und daß er ein gan-
zer Mann geworden ist, und daß, daß
er ihrer gedenkt?" —
„Aber, Mutter, wie kannst du "
fiel ihr Gatte ein.
„Nein, nein, Herr Amtsrat, lassen
Sie nur," sagte Albert, „ich kann es,
und ich will es) gewiß, ich habe da keine
Bedenken."
Die beiden alten Leute sahen ihn
dankbar an. Dann erhoben sich alle drei
und begaben sich in das behagliche
Wohnzimmer.
Am Fenster, in einem bequemen