Volltext: Der Rückmarsch aus Rumänien

Eine ernste Nacht 
Meine Marschgruppe setzte am 8. Dezember den Weitermarsch 
fort. Der Regimentsstab blieb aus dienstlichen Gründen allein in 
Reps. Dies sollte verhängnisvoll werden. Reps war nach Abmarsch 
meines Regiments frei von deutschen Truppen, nur der Regiments¬ 
stab, 7 Offiziere, 20 Mann, die meisten ohne Gewehr, blieben zurück. 
Abends geht die Meldung ein, daß in dem nur fünf Kilometer entfernten 
Lomorod die 2. Staffel des Generalkommandos von einer rumänischen 
Kompagnie überfallen und entwaffnet worden sei. Die Meldung 
konnte wahr sein. Ich wußte bestimmt, daß nachmittags eine rumänische 
Truppenabteilung in Lomorod eingerückt war. Dann konnte sie nachts 
in Reps sein. Mit dieser wenig erfreulichen Aussicht begab ich mich zur 
Ruhe. Punkt 12 Ahr nachts weckte mich mein Quartiergeber, der un¬ 
garische Stabsarzt. „Draußen stehen der rumänische Nationalrat und 
zwei rumänische Unteroffiziere, die Lerrn Major sofort sprechen 
wollen." „Was wollen die Leute von mir?" Leise sagte mir der Stabs¬ 
arzt: „Sie sollen mit Ihrem Regiment sofort die Waffen strecken." 
„Wissen die Leute, daß außer dem Regimentsstab keine Truppen mehr 
hier sind?" „Nein, ich habe ihnen schon gesagt, daß ein paar Bataillone 
in der Stadt liegen." „Gut. Wie stark sind die in Lomorod eingerückten 
rumänischen Truppen?" „Der rumänische Nationalrat behauptet, ein 
Bataillon, ich glaube aber nicht daran." — „Nein, es wird wohl bloß 
eine Kompagnie sein." Ich ziehe mich an, in volle Uniform, aber ohne 
Waffen. Ich weiß, daß ich mich auf meinen braven treuen Burschen 
verlassen kann. 
Der rumänische Nationalrat, vier Zivilisten und zwei Unteroffi- 
ziere der regulären rumänischen Armee begrüßen mich. „Was wollen 
die Äerren?", frage ich. „Auf Befehl der rumänischen Regierung er¬ 
suchen wir Sie, sofort Ihre Waffen zu strecken." „Zeigen Sie mir diesen 
Befehl der rumänischen Regierung", antwortete ich. Verlegene Ge¬ 
sichter. „Der Befehl ist heute abend telephonisch gegeben worden." 
„Ich erkenne die rumänische Regierung nicht an. Wir haben Waffen¬ 
stillstand mit Rumänien und ich bin auf ungarischem Boden." Der 
Nationalrat antwortet: „Rumänien hat hier in Siebenbürgen bereits 
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