Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

in unserem Wagen brennt ein kleines Weihnachtsbäumchen. Mein bra¬ 
ver Regimentsadjutant und unsere beiden Burschen haben das Bäum¬ 
chen geschmückt. Bald dampft der Weihnachtspunsch. Wir blicken in den 
Lichterglanz und heimwärts flattern die Gedanken zu unseren Lieben. — 
Die geweihte Nacht geht zu Ende. Sie ward allen zum inneren Erleben. 
Niemals wieder empfand ich so das Weihnachtssest als die Offenbarung 
der höchsten Liebe. And was ich damals im Anblick der steiermärkischen 
Berge zur Truppe sprach, sei meinen alten Kameraden nochmals zu¬ 
gerufen: „Feiert Weihnachten als das Fest, das die Erfüllung aller 
glimmenden Sehnsucht uns bringt, dankbar in allem Schweren, froh¬ 
gemut in aller Bitternis. Mag auch die Welt im Dunkeln liegen, Weih¬ 
nachten ist da, das Licht scheinet, der Anfang zur Äöhe breitet sich vor 
uns aus. Glaubt an die deutsche Zukunft. Aufwärts und vorwärts!" 
Ein bezaubernd schöner Anblick, als dieser leuchtende Weihnachts¬ 
zug durch die in stummer Erhabenheit ruhende Winterlandschaft fährt! 
Der Schneefall hatte aufgehört. Bitterkalt war die Christnacht, die 
Helle Winternacht. Ein Stern nach dem anderen ward am Himmels¬ 
gewölbe angezündet. Geheimnisvoll blinkten die zuckenden Sterne auf. 
Sie blitzten wie Gutes verheißende Augen voll von Wundern. 
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