Volltext: Österreichischer Volkskalender 1948 (1948)

93 
Die Lipizzaner sind, wie bereits erwähnt, die letzten Nachkommen der 
spanischen Pferderasse. Diese Pferderasse war durch Kreuzung von Araber- 
und Berberhengsten, die von den Kalifen, den.damaligen Beherrschern Spa 
niens, aus Afrika gebracht wurden, mit andalusischen Mutterstuten entstanden 
und entwickelte sich während der nahezu 700jährigen Herrschaft der Mauren 
auf der Pyrenäenhalbinsel so günstig, daß sich das spanische Pferd, welches 
durch die Zierlichkeit seiner Bewegung besonders für die neuaufstrebende Reit 
kunst geeignet war, bald über ganz Europa verbreitete. Und geradeso, wie heute 
das englische Vollblut in allen Ländern gezüchtet wird, so war dies auch da 
mals mit dem spanischen Pferde der Fall, das bald in Gestüten-in Italien, 
Dänemark, Deutschland und Österreich neue Heimstätten fand. Im Jahre 1580 
wurde bei dem Dorfe Lipizza, unweit von Triest, das Hofgestüt mit Vatertieren 
und Mutterstuten spanischer Herkunft gegründet und fortan sollten die aus 
der hier errichteten Zucht hervorgehenden Tiere den Namen nach dem Dorfe 
führen und Lipizzaner genannt werden. Außerordentlich gut entwickelte sich 
diese neue Nasse und konnte dank ihrer hervorragenden Vertreter alle Gefahren, 
die die sturmbewegte Zeit im Laufe der Jahrhunderte mit sich brachte, glücklich 
überwinden. Als im Jahre 1918 Lipizza zu Italien kam, wurde das Gestüt 
zwischen Österreich und Italien aufgeteilt. Der kleinere, Österreich verbliebene 
Teil kam nach Piber, und hier wurden die Lipizzaner nach den gleichen Grund 
sätzen wie bisher weiter ge 
züchtet. 
Die Lipizzaner, einstens 
zum Großteil Vertreter der 
braunen, schwarzen Farben, 
wie Isabellen, Falben, Schel 
len und Tiger — sind heute 
zum überwiegenden Teil weiß. 
Geboren werden die Fohlen 
schwarz oder dunkelbraun und 
erreichen erst allmählich, 
manche mit drei, andere erst 
mit sieben Jahren, ihr voll 
kommen weißes Kleid. Es ist 
ein reizendes Bild, wenn man 
die schneeweißen Mütter mit 
ihren dunklen Fohlen auf der 
Weide beobachten kann. Wäh 
rend die Jungstuten mit vier 
Jahren bei Eignung zu den 
Mutterstuten des Gestütes 
kommen und zur Zucht ver 
wendet werden, treten die vier 
jährigen geeigneten Hengste 
ihre lange und schwere Lehr 
zeit an der Spanischen Reit 
schule an und sollen hier zu 
vierbeinigen Künstlern heran- Die Levade oder Pes. de 
gebildet werden. Aufnahme: B. Kerichner
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.