Volltext: Österreichischer Volkskalender 1948 (1948)

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stand im nächsten Augenblick vor der offenen Küche, wo die Rest am Herd 
ihres schwierigen Amtes waltete. 
„Grüß Gott, Rest!" 
Erschreckt fuhr die Köchin zusammen, drehte sich jäh um und ries dann ver 
wundert: „Was willst denn du, Veit? Einen so zu erschrecken." 
„Bst", machte der Beit flüsternd, „nicht so laut, Mädel. Die Wände haben 
oft Ohren und deine Alte hört sowieso besser als andere Leute. Einen schönen 
Gruß soll ich dir ansrichten vom Naz. Er steht unten bei der Ecke und hat nicht 
herauf wollen, aus einem bestimmten Grund; aber er möchte gern mit dir 
reden, er hat dir etwas Wichtiges zu sagen." 
„Was sagst, der Naz; ich habe gemeint, der sei heut in Oberberg drüben." 
„Nein", log der Veit frech los, „unten steht er und wartet." 
„Alle Heiligen", schrie die Nesi auf, „dann ist etwas passiert. Geh Veit, fei 
I o gut und schau mir zum Kraut, daß es nicht anbrennt, ich bin gleich wie- 
>er da." 
Kaum war die Resi über die «liege hinuntergehuscht, da stand d-r N-'t 
schon mitten in der Küche, aber nicht beim Herd, sondern beim Tisch, auf dem 
in einer irdenen Schüssel faustgroße, herrlich duftende Tiroler Knödel standen, 
mindestens zwanzig Stück, die reinsten Kanonenkugeln. 
Bett ließ das Kraut Kraut sein, packte die Schüssel, rannte über die Hinter 
treppe in den Hof hinab, durch dessen Tor er mit seiner kostbaren Beute in einer 
Seitengasse verschwand. 
Es ging vollkommen nach Programm. Als die Resi das Verschwinden der 
Knödel bemerkte, fing sie ein Mordsgeschrei an, so daß die Bäckin aus dem 
Laden lief und der Michel sich schleunigst aus dem Staube machte. 
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