Volltext: Österreichischer Volkskalender 1936 (1936)

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ttie schneit sähet...? 
Unumstritten am schnellsten ist das Flugzeug, 
Die Durchschnittsgeschwindigkeiten der Verkehr s- 
lliige liegen heute bei 250 Stundenkilometern. 
Jagdflugzeuge erreichen 350 km und mehr, wäh 
rend spezielle Rennflugzeuge das Doppelte leisten. 
So erzielte der italienische Leutnant A g e 11 o auf 
dem Lago Maggiore mit einem Wasserflugzeug 
724 km. Der Zeppelin fliegt höchstens 130 km. 
Dies allerdings andauernd. 
Das Nächstschnellste ist das Auto. Allerdings 
darf man bei den Rekordziffern nicht verges 
sen, daß diese „Stunden“geschwindigkeiten nicht 
stunden lang, sondern oft nur wenige Mi 
nuten gefahren werden, denn wo ist die Renn 
strecke, die lange und gerade genug wäre? Un 
ter besonders günstigen Umständen haben die 
Engländer S e g r a v e (inzwischen verunglückt) 
und Major Campbell bis zu 445 km erzielt. 
Dabei verwendeten sie aber Spezialwagen, 
die man auf der Straße überhaupt nicht brauchen 
könnte, zwei, bezw. drei Motoren von je 1200 PS! 
Mit leichten „gewöhnlichen“ Rennwagen fuhren 
die Meister Stuck und Carracciola 320 bis 
330 km. Motorräder stehen auch schon über 
240 km. 
Schienenfahrzeuge sind viel langsamer. Der Re 
kord wurde schon im Jahre 1903 von einer 
Drehstromlokomotive der A. E. G. auf 
der Versuchsbahn Mariens elde-Zossen erreicht: 
210 km. Am nächstschnellsten ist der „Schienen- 
Zeppelin“, ein Leichttriebwagen in Form eines 
Luftschiffes und auch, wie ein solches, mit Flug 
zeugmotor und Propeller angetrieben. Ergebnis: 
182 Stundenkilometer. Die erste völlig verkleidete 
Stromlinienlokomotive erzielte 175 km. 
Die stromlinienförmig gebauten und mit Luft 
schrauben angetriebenen Motorschlitten haben 
auf geeignetem „führigem“ Schnee 80 km Stun 
dengeschwindigkeit erreicht. 
Alles, was Schiff heißt, geht zumeist viel lang 
samer, denn während Landfahrzeuge nur a u f 
den Schienen und Straßen laufen, muß das Schiff 
zur Hälfte in seine „Straße“ eintauchen. Es 
gibt zwar Motorboote, die 200 km erreichten. 
Wirkliche Schiffe erreichen nur gute Perso 
nenzugsgeschwindigkeiten. Die schnellsten, die 
Träger des Blauen Bandes, jetzt der französische 
Ozeanriese „Normandie“, fahren 30 bis 32 Seemei 
len. Schneller sind gewisse Kriegsschiff 
typen. So erreichen die französichen Zerstörer 
der Type „Verdun“ 43 Seemeilen, das sind rund 
80 km. Dieser Sieg ist aber technisch teuer er 
kauft. Die Maschinenkraft der „Normandie“ ist 
mit 160.000 PS. nur das Doppelte des genann 
ten Torpedobootzerstörers, während ihr Raum 
gehalt mit 79.000 Tonnen das Zweiunddrei 
ßig f a c h e beträgt! 
Für schnellere Ozeanüberquerungen denkt man 
an den Bau von Gleitbooten. Diese Schiffchen, halb 
Flugzeug, halb Boot, sollen durch eine Art Trag 
flächen bei der Fahrt fast ganz aus dem Wasser 
gehoben werden, während der Vortrieb, wie beim 
Schienenzeppelin, durch Flugmotoren und Propel 
ler erfolgen soll. Man erhofft sich so Ozeanüber 
querungen in etwa fünfzig Stunden. W. 
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