Volltext: Österreichischer Volkskalender 1936 (1936)

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50 Jahre „Schott" 
So steht an unseren Kirchentüren ein großes 
Plakat zu lesen. 50Jahre „Schott"! Das vollkommene 
Meßbuch für den Laien! Ich gehe jeden Tag an 
diesem Plakat vorbei und nicke ihm freundlich zu, 
meinen „Schott" fest in der Hand. Mein „Schott" 
— ja, so hört man sie alle reden, die einen „Schott" 
haben, und das ist heute bereits eine 'gewaltige 'Ge 
meinde. 
In der Benediktinerabtei E m a u s schrieb Pa 
ter Anselm Schott, ein Beuroner Benediktiner, 
der dem Laienmeßbuch seinen in der ganzen 
deutschsprechenden Welt bekannten Namen gege 
ben hat, am 28. Juni 1883 einen Brief an das 
Verlagshaus Herder, welcher der Anstoß zu gro 
ßen Dingen war. Er begann: „Sehr geehrter Herr! 
Erlauben Sie die ergebenste Anfrage, ob Ihre ge 
schätzte Verlagshandlung geneigt wäre, folgendes, 
von meiner Wenigkeit bearbeitetes Werk zum Druck 
und Verlag zu übernehmen. Es handelt sich um ein 
liturgisches, für das deutsche Publikum berechnetes 
Andachtsbuch zum Gebrauche der Laien bei der 
heiligen Messe, also um eine Art Laienmissale, ein 
Meßbuch für die Gläubigen . . ." 
Mit diesen Worten sagt der Verfasser selber, was 
der „Schott" ist und sein will: das Meßbuch der 
Laien! In einem blühenden Reichtum bietet sich 
uns die Liturgie der heiligen Messe dar, im leben 
digen Fluß des Kirchenjahres voll Ebenmaß und 
Harmonie, voll Leben und Wärme, voll Wahrheit 
und Gnade. Mit seinem Laienmeßbuch hat Pater 
Anselm Schott diesen reichen Schatz auch den Laien 
erschlossen, denen er vordem nur in sehr beschränk 
tem Maße zugänglich war. Um wieviel besser, tie 
fer und schöner vermögen wir nun mit unserem 
„Schott" die heilige Messe zu erleben als vorher! Wie 
mir wird es vielen „Schott"-Freunden ergangen 
sein, ich hatte eine Menge Gebetbücher, aber keines 
konnte mich befriedigen. Da gab mir eine bekannte 
Jugendführerin den „Schott", und zwar war es der 
„Schott" Nr. 3, das Römische Sonntagsmeßbuch la 
teinisch und deutsch. Erst war es ja ein wenig unge 
wohnt, den ständig gleichbleibenden Teilen der hei 
ligen Messe die jeweiligen Kirchengebete und Ge 
sänge einzugliedern, aber bald bekommt man Übung 
und außerdem freute man sich, im Meßbuch beten 
zu können wie der Priester. 
Mit Hilfe des „Schott" können wir uns ganz 
und gar dem heiligen Opfer und den Gebeten des 
Priesters anschließen, kein Wort, das der Priester 
am Altare spricht, bleibt uns verborgen. Mit dem 
„Schott" nehmen wir Besitz von der wahrhaft blü 
henden und ergreifenden Liturgie der heiligen 
Messe. Er ist der goldene Schlüssel zum Heiligtum. 
Die Gebete der Kirche sind so schön, so tief und 
wahr und sind trotz ihres hohen Alters so zeitge 
mäß, daß wir vom Ansang bis zum Ende zutiefst 
in das heilige Opfer eingeschlossen werden. 
Und es ist auch ganz erstaunlich, wie wenig trotz 
eifrigen Gebrauches der „Schott" sich abnützt, so 
dauerhaft und fein stattet ihn der weltbekannte 
Verlag Herder 'in Freiburg im Breisgau aus. 
Wir haben den „Schott" heute in acht Aus 
gaben. Das heißt, Nr. 5, das Meß- und Vesper 
buch für alle Sonn- und Festtage des Kirchenjahres, 
ist derzeit vergriffen, wird aber demnächst als 
Meßbuch ohne Vespern in einem großen Druck 
erscheinen, was wohl von den älteren Leuten und 
auch von schlecht sehenden Personen überhaupt sehr 
begrüßt werden wird. Aber auch den Kleinen wol 
len wir einen „Schott" geben. So sollen sie hinein 
wachsen in die wunderbaren Tiefen der Liturgie 
unserer heiligen Kirche, die man gerade hier aus 
ihren Gebeten zutiefst als die wahre Mutter emp 
findet. „Schott" Nr. 8 und Nr. 6 sind für die Klei 
nen, „Schott" Nr. 7 ist für größere Schulkinder und 
die beste Vorbereitung und Einführung zur Be 
nützung der großen Meßbücher. 
Für den Laien, der nicht jeden Tag Zeit hat, der 
heiligen Messe beizuwohnen, ist der „Schott" Nr. 4, 
der prächtig ausgestattete „Volksschott", das schönste 
Gebetbuch. Er findet darin die Messen der Sonn- 
und Feiertage in deutscher Sprache. Wichtige Stel 
len sind auch im lateinischen Text wiedergegeben, 
so daß der Beter jederzeit in Verbindung mit dem 
Priester am Altare bleibt. „Schott" Nr. 3 ist das 
Römische Sonntagsmeßbuch, von dem bereits die 
Rede war, es genügt den Ansprüchen auch sehr 
verwöhnter Laien. Aber nun zum „Urschott" sozu 
sagen, „Schott" Nr. 1 enthält das vollständige Rö 
mische Meßbuch, lateinisch und deutsch für alle Tage 
des Jahres auf über 1560 Seiten. Dieses Buch be 
friedigt wirklich die höchsten Ansprüche. Sein Zwil 
lingsbruder, der „Schott" Nr. 2, hat nicht mehr so 
viel Latein mitbekommen, er enthält alle Messen 
des Jahres in Deutsch, die Meßordnung und die 
Texte der hohen Festtage, sowie manches andere 
aber auch lateinisch. Diese Bücher enthalten auch 
ein reichhaltiges Kyriale mit Noten und einen An 
hang mit den wichtigsten Hymnen, Beicht- und 
Kommunionandacht, Herz-Jesu-Gebeten und Li 
taneien. Sie sind in den verschiedensten Ausstat 
tungen, aber in jeder Art zu einem wirklich bil 
ligen Preis erhältlich. 
Du wirst nun sagen, lieber Freund, diese Bücher 
schickten sich gewiß schön für die Stadt, aber das 
sei wohl nur für die quasi Gebildeten? Da irrst 
du dich aber sehr, mein Lieber! Der „Schott" ist eben 
der „V o l k s s ch o t t" und dem Bauern gleicher 
maßen passend und handlich wie dem Akademiker. 
Zur Firmung wünscht sich jedes Bauernkind auch 
heute bereits den „Volksschott". Der hält ihm fürs 
ganze Leben aus. Mit großer Freude sah ich un 
längst eine ältere Bäuerin den großen „Schott" 
handhaben. Als ich sie hernach befragte, wie sie 
sich damit tue, lachte sie ein wenig und meinte, im 
Anfang sei ihr das Hin- und Herblatteln schon ein 
bissel spanisch gewesen, aber nun könne sie es ge 
nau so flink und so richtig wie der Herr Pfarrer 
am Altar. Und soviel kurzweilig sei er halt, der 
„Schott", und die ganze Wochen habe man zu den 
ken, wie sinnig die Kirche beten tut. „Und hiazt 
woaß ich's erscht, wia schön als das is, daß ma 
katholisch sein!" 
Mit diesen Worten einer schlichten Frau und 
Mutter aus dem Volke soll unser kleiner Lobpreis 
des „Schott" beschlossen sein!
	        
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