Volltext: Österreichischer Volkskalender 1936 (1936)

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Franz. Riesenflugzeug 
2000 kg Bombe wird i?herangebracht 
Bomber mit sein 
19 Prozent gesteigert sei! Der Engländer über 
treibt wohl ein bißchen, aber die neuen Horch 
apparate und Entfernungsmeßgeräte sind jeden 
falls was Besseres! 
Enorm gesteigert ist bei den modernsten Waf 
fen die Feuergeschwindigkeit. Während 
wir nur Maschinengewehre mit Gewehrkaliber 
kannten, gibt es heute automatische Kanonen mit 
mehreren Zentimetern Kaliber und die automati 
schen Pistolen und Gewehre statt der bisherigen 
Repetierer sind erfunden, ihre allgemeine Ein 
führung ist nur eine Kostenfrage und vor allem 
eine Munitionsnachschubfrage. Dem großen Ma 
terialverbrauch moderner Schnellfeuerbatterien 
muß eine entsprechende Hinterlands-Industrie ge 
genüberstehen. Rechts unten zeigen wir nach einer 
Photographie ein Bild aus einer englischen Ka 
nonenfabrik. 
Gewaltig gesteigert sind die Leistungen der 
Flugzeugtechnik. Frankreich hat ein Bom 
benflugzeug mit 1200 PS, das 9800 m Steighöhe 
besitzt, England eines mit einem Wirkungskreis 
von 1500 km und Italien eines mit 8000 kg Trag 
fähigkeit! Das Jahrbuch der Luftflotten für 1935 
führte an Zahlen der Kriegsflugzeuge an: Frank 
reich 3600, England 2800, Italien 2390, Rußland 
3000 usw. Inzwischen sind diese Ziffern natür 
lich schon wieder überholt! 
Am gewaltigsten sind aber die Leistungen der 
Rüstungstechnik zur See. Die Großkampf 
schiffe von 30.000 bis 40.000 Tonnen, wie sie 
die großen Seemächte nach dem Kriege bauten, 
mit Kanonen bis zu 40 cm Kaliber, mit Maschi 
nenleistungen bis 1H0.000 PS und Panzerungen 
von 35 cm Stärke, kosten jedes beinahe soviel 
Geld wie das Ergebnis einer österreichischen 
Innenanleihe und man billigt so einem Koloß, 
wenn er nicht früher mit Gewalt zu Grund ge 
schickt wird, eine Lebensdauer von 20 Jahren zu, 
dann ist er veraltet und muß ersetzt werden. 
Rentables Geschäft! Neben den Schlachtschiffen 
haben besonders die für die Luftaufklärung zur 
See wichtigen Flugzeugmutterschiffe 
große Abmessungen. Schwimmende Flughäfen, die 
nicht nur 100 Flugzeuge an Bord nehmen, son 
dern auch reiche Vorräte an Betriebsstoffen, Mu 
nition und eine große Reparaturwerkstätte an 
Bord führen. Die Unterseeboote, zu Kriegs 
beginn winzige Nußschalen, haben sich zu Kreu 
zergröße entwickelt. Das französische U-Boot 
,,Sourcouf“ hat 3000 Tonnen Wasserverdrängung 
und führt neben sechs Lanzierrohren zum Tor 
pedoausstoß zwei schwere Geschütze an Bord. 
Diese Größe imponiert uns um so mehr, wenn 
wir denken, daß 1914 die älteste österreichische 
Schiffsdivision, die Schiffe der ,,Monarch“-Klasse, 
auch nur je 5600 Tonnen groß waren. Das nannte 
man damals ,,S c h 1 a c h s c h i f f !“ England hat 
bei den U-Booten vom „M“-Typ gar ein startberei 
tes Flugzeug mit an Bord! 
Wie man sieht, ist die Speisekarte des Teufels 
voller neuer Leckerbissen. Ob die waffenstarrende 
Technik künftige Kriege kürzer machen wird? 
Fraglich, denn mit der Technik des Angriffes stei 
gert sich auch die Kunst der Abwehr. Maßgebend 
für den Sieg sind dann doch wieder die Nerven 
der Armeen und der Völker. W.
	        
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