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WAFFENSTARRENDE TE
52 cm Eisenbahn-Mörser
Die gegenwärtige Zeit in ihrer Besinnlichkeit
auf das gute Alte ist geneigt, die Technik und die
Anwendung der Maschine zugunsten des Hand
werks und der Handarbeit zurückzudrängen. Nur
in einem Punkte zeigt man auch im Zeichen des
wiedererstandenen Zunftgedankens keine Lust, die
„Handarbeit“ wieder zu Ehren kommen zu las
sen und gerade in dieser Tätigkeit wirkt sich die
Technik besonders menschenmordend aus: im
Waffenhandwerk! War schon der letzte
Krieg, je länger er währte, desto mehr von der
Maschine, von den Rohstoffvorräten und der Lei
stungsfähigkeit der Industrie beherrscht, so wird
ein künftiger Krieg vollends eine Angelegenheit
der Maschinen werden. Ein kleiner Rundblick auf
die modernen Bewaffnungen zu Lande, zu Was
ser und in der Luft zeigt uns, wie sehr die
neuesten Erfindungen zur Verbesserung der An
griffs- und Abwehrwaffen verwendet werden. Dies
läßt erwarten, daß der Krieg in Zukunft ganz
neue Formen annehmen und vor allem sehr viel
mehr Material und Geld verschlingen wird.
Da ist einmal der Tank. Während das auf
Rädern fahrende Automobil die Straße nicht ver
lassen und darum selten in den Bewegungskrieg
eingreifen kann, ist der auf Raupenketten krie
chende Kampfwagen vom Gelände unabhängig.
Schon im Weltkriege wurde er besonders von
den Engländern entscheidend verwendet („Tank
schlacht“ bei Cambrai 1918, Angriff von 378
Kampfwagen). Heute sind die großen Tanks zu J
förmlichen Schlachtschiffen auf festem Lande ge
worden. Es gibt solche von 80 bis 100 Tonnen Ge
wicht, mit 10 bis 15 Mann Besatzung, 50 mm
Panzerung, mit mehreren Kanonen und Maschi
nengewehren. Diese Ungetüme fahren 15 bis 20
Kilometer stündlich. Mittlere und leichte Kampf
wagen haben 2 bis 5 Mann Besatzung und fah
ren 30 bis 40 Kilometer. Ganz kleine Einheiten
mit nur zwei Mann oder auch motorisierte Ma
schinengewehre ohne Panzerung sollen, einzeln
und in Massenverbänden auftretend, die Kaval
lerie ersetzen. Außerdem denkt man an gepan
zerte Mannschaftswagen, Tank,,autobusse“, die
hinter den feuerspeienden Kampfeinheiten her
fahrend, die Sturmtrupps ohne Verluste an die
feindlichen Gräben usw. heranbringen sollen.
Außerdem wird künftig auch die Artillerie weit- j
gehend motorisch fortgeschafft werden.
Das Kaliber der Geschütze ist weniger ge
steigert, als die Schußweite und Durchschlags
kraft. Immerhin sieht man obenstehend einen
französischen Mörser von 52 cm Kaliber! Große
Schußweiten sind ganz besonders für die „Flaks“
(Flieger-Abwehr-Kanonen) von Wichtigkeit. Je
größer die Tragweite, desto flacher die Geschoß
bahn, desto größer die Treff Wahrscheinlichkeit.
Ein englischer Fachmann versichert, daß die
Tr eff Wahrscheinlichkeit der Flakbatterien, die im
Weltkrieg 1 : 5400 gewesen ist, nunmehr auf