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putzt di gründli aus. An den Draht derfft net rüh
ren, der ziagt da den Rest von dein Leiden aus 'n
Leib." Dann darf der Mich! no fünf Schilling
schwitzn, bedankt st schön, und recht langsam
geht er ho-am. Ganz ölendi is eahm, immer lang
samer geht's voran, immer öfter muß er rastn.
Endli stacht er die Lichter vom Steinkreuzhos. Dort
sitzen die Bäuerin und die Wabi vor 'm Haus am
Bank! und belästign den armen Mich! no mit tau
send Fragn. Er gibt ihnen den Tee zum Einwoachn,
damit s' a Ruah gebn, und fallt todmüd auf sein
Strohsack. Nit amal den Draht hat er gspürt, so
fest hat er gschlafen, bis die Wabi um viere in der
Fruah mit 'n plattvollen Teehaferl kimmt. „Was
willst denn scho wieder, sekkants Weibsbild? —
„Oba Michl, i bring dir ja dem Hannes sein
Tee." — A so, no so gib her des Gföff, vielleicht
nutzt's do was." Tapfer trinkt er das Heferl bis
zum letztn Tropfn aus. „Pfui Teufl, is das a
grauslichs Gsöff, macht nix, vielleicht wirkt's um so
besser." Der Michl will aufstehn, doch der Boden
wackelt unter seinen Büßen, die ganze Kamma
tanzt wüld um eahm herum. Liaber wär er zu
seiner Arbeit gangn, aber des Teufelszeug in sein
Magn macht eahm ganz damisch. Gscheit is er, der
Boanrichter, aber sein Draht um d' Mitt druckt
sürchterli! Wahrscheinlich muß des a so sein. Recht
granti duselt er so dahin, da wird eahm plötzli
totenübel und drin im Leib schneidt's und zwickt's
als wären tausend Teufel drin. Ganz zittri schlupft
er in sei Hosn und laust über 'n Hos — du armer
Michl, so geht's bis am Nachmittag, der Bader
und die Wabi habn's gar zu guat mit ihrem Tee
gmoant. Auf d' Nacht is der Michl ganz schwach,
und er, der sonst so gsund und frisch ausschaut, is
gelb im Gsicht und hat eingfallene Augen. Und
z'letzt fallt eahm der Doktor ein. Am nächsten Tag
in der Fruah zwickt er mit der Zang dem Bader sein
Draht weg, rollt ihn aus und legt ihn in sei Truhen.
Von dem braucht neamd was z' wissen. Der Bauer
selber führt ihn zum Doktor mit sein Zeugl. Der
Doktor untersucht net lang und schickt den Michl
gleich in die Stadt ins Spital. Weil's eahm gar
so elendi is, so folgt der Michl, in Gotts Nam.
Sie fahren hoam, er holt st sei Binkerl, sitzt wieda
auf auf 'n Wagn. Die Bäuerin, die Wabi, die
Kinder, das ganze Gsind, alle stehn da. Die Weiber
trocknen si mit der Schürzn die Äugn, die Kinder
sind dem Oberknecht neidi, zwegen der interessanten
Roas, und die Knecht machen ihre Witz: „Paß auf,
Michl, was st da auhafchneiden, am End hat die
Wabi was in die Knödl einitan." „Pfüat Gott
alle mitanand!" „Hüah", der Braun zieht an und
trabt ftadtwärts, die Landstraße entlang.
Im Spital wird dem armen Michl ganz würfli.
Was die alls mit eahm treibn, des is was ganz
Fürchterlichs. Sein Magen wird abgriffen, beklopft,
durchleucht, photographiert. „Die drahn di ja no
ganz um", denkt der Michl, und macht im Stillen
sein Testament: Sei Sparkassabüchl kriagn die
Kinder vom Springer Naz, sei Truhen mit n
Gwand meintwegn die Wabi und sei Pfeifn der
Jungknecht, der Hans, iatzt war er allweil brav
seit der Watschenkur. Still laßt der Oberknecht alls
über sich ergehen, nur wia s' eahm die Äthermaskn
übers Gsicht legn walln, reiht er st aba und haut s'
fort. „I brauch des Teufelszeug net, kennt's a
a so an mir umanand schneiden." Er gibt net
nach, der Michl, der Herr Primär muß wirkli aus
die Narkos' verzichtn.
Jetzt is der Michl scho vier Wachn im Spital,
Saal Nr. 32/2, hat sich schon an Büles gwöhnt, halt
gwöhnen müssen. An „Polyp", 'sagn s', Ham f
eahm aus ’n Magn außagschnittn. Seit er aus 'n
Bett is, is dem Michl fei Hamur und a sei Appetit
wieder da. Aber, aber die Spitalkost: a Suppn, a
Koch, a Koch und wieder a Suppn, a Mülli und des is
alls. Der Oberknecht hat an mords Hunger. „Zwoa
Knödln nur", bitt er den Herrn Primär, „oder
nur an oanzigen"; aber der ist unerbittli: „Diät —
Diät", sagt der Dokta allweil. „Was hoaht denn
des ,Diät'", fragt der Michl amal sein Bettnachbar.
„Des hoaßt, des hoaßt Müllifupperll, glaub i, auf la
teinisch." „Ja, ja, kann eh sein!" In einemsort sinniert
der Michl, denn der Hunger wird gar arg, wie a si
da helfn kunnt. Er probiert's. die Pflegerin herum-
zkriegn, daß st eahm hoamli a paar Knödl bringt,
.... aber ganz umasonst, de tuat's net. Amal
geht er in Spitalsgarten auf und a, da kommt er
nah zum Zaun und hört auf amal: „Krrr, bim, bim."
Das muß der Michl gnauer sehn, er druckt si durchs
Buschwerk hin zum Straßenzaun. Aha, des is die
Elektrische und da is a Tafel dran „Zum Haupt
platz". Dort war er schon, der Oberknecht, wie er
für 'n Bauer am Steueramt gwesn is. Ja, ja, am
Hauptplatz, da gibt's a Wirtshaus, und im Wirts
haus a wunderbars Gulasch mit Knödl. Des war
was für 'n Michl! Es wassert eahm der Mund,
iglet möcht er hinführn. Aber im gstroaften Spitals-
gwand kann er net fort. Wie kunnt er des an
fangen! Not und Hunger machen erfinderisch und
a kleine Lug is dann a ehender erlaubt.
Am nächstn Morgn steht der Michl net auf,
die Schwester kommt und mahnt: „No, was is's
denn, Rogler Michl, warum liegt Er noch im Bett?"
„Ja, liebe Schwester, mi friert gar so vül in dem
Spitalsgwandl, heut in der Nacht hat's mi grad
wi>e an Bam dein Dunnerwetter gschüttelt, weil
mi gestern den ganzn Tag gfrorn hat." Besorgt
mißt die Schwester dem Mich! feine Temperatur,
die ist aber ganz in der Ordnung, also muß er
aufstehen. „Bitt gar schön, liabe Schwester, kunnt
i net mei eigens Gwand haben, i bin nimm« jung
und brauch do die frische Luft, weil i's von da-
Hoam gwohnt bin, und im Garten ziagt's a so."