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Von Dora Hetzendorf
Der Michl, der ghört zum Hausstand vom Stein
kreuzhof wie 's Amen zum Gebet. „Der war fcho
alleweil da", meint der Hans, der Jungknecht, als
ihn einmal der Viehhändler fragt, ob den-n der
Großknecht fcho lang am Hof is, weil fei Wort gar
fo viel beim Bauern gilt. Jaa! Der Michl, der is
fcho als Halterbua im Steinkreuzhof gwesn, hat
dann nachanand die Kinder vom Bauern im Wa
gerl gfchobn, is bei aller Arbeit alleweil fleißig
gwefn, is gwachfn wie a junga Bam und eins,
zwei is aus dem Haltabuam a flotter Bursch und
der beste Jungknecht vom Bauern wordn. Dann
hat der Michl dem Bauern sein Ältesten, dem
Franz, die Loater beim Fensterln ghalten. Denn
dem Bruckenmüller sei Dirndl, die Annerl, hat 's
Kammerfenfter akrat ober m Vach, und da is's
schwer, an festen Stand für ü' Loater findn. Beim
Jungbauern feiner Hochzeit hat der Michl am lau
testen gjuchezt und die meiftn Krapfn gessn. Dem
altn Bauern und feiner Bäuerin hat er beim Aus
zug gholfen, wie's dem jungen Paar, dem Franz
und feiner Anna, den Hof übergebn habn.
So laufn die Jahr dahin und jetzt fitzt der Michl,
der Oberknecht, am Feierabend auf der Bank vor
'm Haus, dem Jungbauern sein Kloanftn am
Schoß, rechts und links vom Michl die klonn
Dirndln, und der Franzl Nr. 2 loahnt an feine
Knie. Dem altn Michl wind ganz warm und woach
ums Herz, des kunntn feine eignen Enkelkinder
sein. Dann verzählt er die allerschönstn Gschichtn,
vom Berg- und Wassergeist, von bösn Hexn und
bravn Feen, so gmüatli und lufti wie's ebn nur
der Michl kann. Ja, der Michl, ohne dem war der
Steinkreuzhof net ganz gwesn! Freili, aber sein
„Gachn", den derf er net kriagn, dann wird's
gfährli. So gfährli, daß er zwoamal schon fast zu
Gricht kommen wär, hätt der Bauer die Gschicht
net wieder eingrenkt. „Zum Viecherl muaßt alle
weil guat sein", sagt der Oberknecht zu die
Jungn. Da kommt er aber amol in Stall und da
wischt den Jungknecht, den Hansl, wia a voller
Zürn fürchterli grob mit der Miftgabl aufs Jung-
stierl losdrischt, wüldmaßi brüllt das arme Biech.
Der Oberknecht des sehn, springt a fcho hin, reißt
dem Burschn die Gabel aus der Hand, schmeißt s'
hin, tritt drauf, daß's kracht, packt den Hans und
flascht eahm ab, daß eahm Hörn und Sehn ver
geht. Zehn Tag hat der Jungknecht net aus die
Äugn schaun könna. A andersmal erwischt er dem
Nachbarn fei Tonerl, den heimtückischen Lauser,
wie er die rote Katz beim Schwach an an Bam
aufghängt hat und dazu lacht, als wär's der beste
Witz. Da is der Michl aber schon über 'n Zaun,
packt den Buam, nimmt ihn zwischen seine Knie,
halt ihn eisern damit fest, befreit schnöll das arme
Katzenvieh und drischt dann mit dem nächstbeftn
Steckn den Tonnerl. Der schreit, daß die ganzn
Weiberleut und Kinder aus der Nachbarschaft
zfammlaufn. Der kloane Franzl lauft zum Bauer:
„Baba, Vada", ruft er, „unser Michl haut den To
ner! tot!" Weinend laufen die Dirndln ins Haus
und holen die Mutter. Die zwoa, der Bauer und
die Bäuerin, die bringen den Oberknecht zur Bsin-
nung, gogerlrot vor Zorn laßt er den Buam los,
wirft den Steckn im Bogen fort und geht wortlos
in fei Kamma. Und dann hat der Michl a tüchtigs
Schmerzengeld zahln müaffn, denn die Nachbarin
hat zwegn ihrn verhautn Toner! grad zum Gricht
laufn wolln.
„Singst es, da haft es von deiner Grobheit",
meint die alte Wabi, die auch zum Hausinventar
vom Steinkreuzhof ghört. Gunnen tuat f' es dem
Grobian, dem neidifchn Weiberfeind, dem. Die
Wabi, die is do a amol jung und sauber gwesn,
aber der Michl, der ungute Lippl, hat das gar net
sehn wolln. Nit an oanzigs Mal hat er der Wabi
a Bußl hinter der Stalltür gebn und nia hat er ihr
zum Kirta wenigstens a lebzeltenes Herz verfpen-
diert, a Herz mit roten und blauen Zuckerrosn und
einem schön' Spruch drauf. Nur a oanzigs Mal war
er liab zu ihr, der Michl, wia dazumal die Wabi
vom Heuwagn abigflogn is. Da hat er f' auf seinen
Armen hoamtragn und liab und guat gfragt:
„Tuat's arg weh, dei Kreuz, arms Dirndl?" Des
kann die Wabi nicht vergessn, aber no viel weniger
die lGschicht mit 'm Fensterln. Bor etla zwanzig
Jahr, wie sie in die Dreißig gwesn is, da äugelt
ihr der Michl abends bei der Suppen fö hoamli
zu. Aha, denkt die Wabi, endli hat u anbissen.
Äugelt zruck und geht zeitli ins Bett, damit die
Rosl, des dumme junge Ding, net stacht, daß sie
den Kittl und 's Leiberl anbhaltn hat. Wenn nur
der Mond net gar so hell scheinen tat! Endli, so
gegn elfe — die Rosl schlaft schon längst, da kommt
a Lüftl auf und der Mond versteckt st hinter die
Wölkn. Stockfinster is's, da raspelt was unter 'm
Fenster. A Loater wird angloahnt. Aber recht
tappert und langsam kimmt er auffa, der Michl.