Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1933 (1933)

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klappen. Es schien eine Bewegung dort 
zu sein, die nicht ganz ins Programm 
paßte. Der König wurde -aufmerksam und 
sandte seinen Adjutanten nach dem schein 
bar umstrittenen strategischen Punkt. Der 
Offizier kam zurück, ein Papier in der 
Hand. „Majestät, -ein Mädel wollte sei 
nem Könige eine Bittschrift überreichen; 
hier ist sie." Lächelnd nahm sie Friedrich 
in feine fürstlichen Hände. 
Grete Papp stand auf Befehl Seiner 
Majestät des Königs von Preußen im 
Palais am Roßmarkt knapp vor Fried 
rich II. Die Vormittagsonne liebkoste das 
Gold ihrer Zöpfe, umlohte das prachtvoll 
gebaute Mädel mit warmem Schein, was 
eigentlich überflüssig war, da das Kind ja 
so schon von innen heraus erglühte. 
Schmunzelnd beäugte es der König. 
Dann entfaltete er ein Papier und las: 
„Ehrfurchtsvoll geliebte Majestät! In 
meiner Not flehe ich zum Vater des Lan 
des auf, daß -er sich erbarme feines ärm 
sten Kindes. Ich lieb' den Hans, den Sohn 
des Bäckermeisters Geizke, und er hat mich 
wieder lieb. Doch, Majestät, arm bin ich 
wie ein Kirchenmäuslein, denn mein Va 
ter ist nur ein armes, geringes Flick- 
schusterlein, und der Bäckermeister stieß 
mich darob von seiner Tür. Aber, das ist 
noch nicht alles. Mein Hans, mein armer 
Hans, hat mir gesagt, wenn er mich nicht 
bekommt, wird er ein Spieler und ein 
Saufbold. Und wirklich, Majestät, gestern 
schon soff er sich toll und voll. Und wenn's 
so weiter geht, wird er niemalen ins Gre 
nadierregiment kommen, was -er doch so 
gerne möcht' (hier lächelte Friederich, ob 
der holden Bestechung). Deshalb bitt' ich 
Hochdero königliche Majestät, uns beizu 
stehen in unserer Not. 
Hochdero allerärmstes Landeskind 
Grete Papp." 
Umständlich faltete der König dieses 
schwerwiegende Dokument zusammen und 
ging schneidig auf das zitternde Maidlein 
los. „Und da meint Sie wohl, daß des 
Königs von Preußen Metier kein anderes 
wäre, als verliebte Pärchen zusammen zu 
bringen, damit nicht der eine oder der an 
dere statt eines Grenadiers ein Saufbold 
werde?" 
Als Antwort: ein heißes Schluchzen. 
„Und wenn Sie dann kein Geld hat 
und der Jung' auch nicht, weil die Eltern 
ihm keins geben werden, wenn er nicht 
pariert, womit will Sie denn dann 'mal 
Ihre Kindlein ernähren?" 
Da streckten sich -ihm zwei arbeitsharte 
Mädchenhände entgegen. „Mit meiner 
Hände Arbeit, Majestät, und meines Lieb 
sten Lohn." 
Friedrich stieß den Degen auf den 
Marmorflies. „Alle Wetter! Soll er sich 
von dem Schusterskind rühren lasten, er, 
den der großen Österreicherin kluge Schach- 
zuge kalt ließen?" Räuspernd wandte er 
sich. „Geh' Sie nach Hause jetzt und halt' 
Sie reinen Mund. Wir werden sehen." 
Wie ein armes Hündchen, bangend um 
seines Herrn Gnade, schlich Schön-Grete 
hinaus zu den Pforten des Palastes. 
Im Antichambre der Königsgemächer 
stand ein dickes, kleines Ehepaar, einem 
Häuflein Unglück nicht unähnlich. Inson 
derheit Bäcker Geizke stand seines parve- 
nülichen Pompes völlig entkleidet. Er re 
kapitulierte seine Bürgerpflichten und 
zupfte an seinen zittrigen Fingern, wie 
an einem Maßliebchen: Hatte er seine 
Steuern nicht pünktlich bezahlt? Nicht, 
daß er wüßte. Hat er gegen Zunftvor 
schriften sich vergangen? Was konnte der 
König ? 
„Hochdero Majestät befiehlt! " 
Flügeltüren schlugen auf, Lakaien 
lächelten, über die Schwelle des Königs 
gemaches stolperte, weniger anmutig als 
des Königs Dachshunde, das Ehepaar 
Geizke. 
Friedrich der Große war nicht allein. 
Der Herzog von Bayern und Fürst Moritz 
waren bei ihm. Sie schienen alle sehr auf 
geräumt und guter Dinge. 
„Hab' Ihn kommen lassen", wandte sich 
der König an den Bäckermeister, „um Ihm 
zu sagen, daß ich Seinen Sohn kennen ge 
lernt habe. Ist ein schmucker Bursch, will! 
ihn in meine Leibgarde einreihen." Herr 
Geizke schnitt ein süßsaures Gesicht, er 
hätte seinen Sohn lieber als Bäckergesellen 
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