Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1931 (1931)

158 
ihr Ruhe bieten. Was gab es denn auch noch Kraft umschlossen hielt, zog sie hinweg, \ 
Schönes auf der Welt, wenn die Liebe so sehr „Komm', hilf mir suchen, schnell!" 
täuschen konnte? So schön hatte sein Mund Da ließ sie sich ein paar Schritte ziehen, in 
gesprochen, so warm hatten seine Augen in das Gewühl hin, das die Jahrmarktsbesucher 
die ihren geblickt und es war alles Lüge auf der Brücke bildeten, aber sogleich besann 
gewesen. Nun sah er eine andere so an! Ach, sie sich dann, daß dies Beginnen gänzlich ver- I 
nie wieder würde sie einem Menschen glauben kehrt wäre. Sie sah rasch um sich und zog 
können — ihr Vertrauen war dahin — ver- dann das Kind wieder aus dem Gewühl. ; 
loren! Und was tut eines auf der Welt, wenn „Warth Bubi, so finden wir die Mama 
es so hoffnungslos ist—? Besser so ein fried- nicht! Komm' hierher!" Und sie strebte der 
liches Ausschlafen! Wettersäule zu, die auf erhöhtem Niveau stand. 
Sie neigte sich tiefer über das Geländer mit Dort oben stellte sie das Kind vor sich hin, 
sehnsüchtigen Blicken und der Wille, da unten gab ihm ihr Taschentuch in die Hand und ^ 
ihr stürmendes Weh zu begraben, wuchs immer befahl ihm zu winken, 
stärker in ihr. Nach ganz, kurzer Zeit hatte ihr Vorgehen 
Da stahl sich plötzlich etwas Warmes, Erfolg. Eine junge Frau löste sich aus dem . 
Weiches in ihre schlaff herabhängende Linke Getriebe, schritt auf die Säule zu, eiliger und 
—- eine Kinderhand! Und ein feines, silber- eiliger, und rannte zuletzt die Stufen hinauf, 
helles Sümmchen sagte: „Hör' du, möchtest um das Kind mit einem Freudenruf in die 
du mir nicht meine Mama suchen helfen? Ich Arme zu schließen. Der Bube ließ sich vorerst 
hab' sie verloren." abküssen, dann sah er fröhlich zu Elsbeth auf. 
Sie sah nach dem Kinde. Ein kleines „Siehst du, wie lieb mich meine Mama hat? 
Bübchen war es, blondlockig. Ein blaues Hat dich deine Mutter auch so lieb?" 
Samtkittelchen kleidete die zarten Gliederchen Elsbeth nickte. „Dann geh' aber schnell 
und ein blaues Mützchen saß schief auf den heim zu ihr — vielleicht wartet sie schon auf 
Locken. Goldbraune Augen sahen bittend zu dich und weint," sagte er, „geh nur schnell." 
ihr empor mit einem herzigen Kinderblick. Und er drängte sie fort. 
„Deine Mama hast du verloren?" fragte sie Sie aber stand wie träumend — iyre 
erst noch ganz mechanisch. Mutter! Ja, an die yatte sie voryin nicht 
Ein dünnes Fingerchen wies auf die Brücke gedacht. Jyre Mutter hatte sie so lieb — wie 
hin. „Ja, da sieh'mal hin, was dort für Leute konnte sie ihr dies antun wollen? Sie war 
laufen! Vom Jahrmarkt. Wir waren auch ihr einziges Kind, hatte überhaupt sonst nie- 
drüben, ich und meine Mama. . Sieh' mal, mand. Ganz einsam und verlassen würde 
was sie mir gekauft hat, meine goldige Mama! ihre Mutter in der Welt ohne sie dastehen. 
Ein Tschin-Tschin!" Die Hand des Kindes Ja, die Mutter würde sich die Seele aus dem 
hielt Elsbeth einen Hanswurst vor die Augen. Leib weinen! 
Das hab' ich immer angesehen und bin hinter „Geh' heim." sagte das Kind wieder. 
Mama gegangen — auf einmal war sie weg. Da strich sie mit der Rechten über den Kopf 
Aber gelt, du wirst sie mir schon finden. Komm' des Kindes und lächelte. „Ja, heim zur 
schnell! Weißt du, sonst -weint Mama ganz Mutter!" Die Dankesworte der Frau wehrte 
erschrecklich — sie hat ja ihren süßen, einzigen sie ab. 
Bubi so lieb! Garnichtlebenkönnt'sieohneihn". Daheim kniete sie vor die Mutter hin, 
Und das Händchen, das in Elsbeths Hand gestand ihr alles. Und fand Trost in den > 
lag und einige ihrer Finger mit schwacher lieben, guten Worten der Mutter. — 
Drei Schüsse in der Nacht 
Von F. Schrönghamer-Heimdal, Passau-Heidenhof 
Auf dem Schneiderhäusl in der Sommerau Handel angefangen hat. Bei uns da hat er 
haben früher gewisse Hobelsberger gelebt. Der sich nicht mehr halten können, weil ihm die 
Alte hat nachher das Anwesen verkauft und ist Jäger mit seinem ewigen Wildern so auf- 
in die Zwiesler Gegend, wo er einen Holz- sässig geworden sind, daß er lieber selber das
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.