Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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Diese Verandatür.... (die Wendel 
treppe führt nach dem Obstgarten). 
Lang ausbleiben — bis alles vorbei ist 
— bis er begraben ist — und länger. 
Schnell seinen Mantel... den Filzhut: 
draußen schneit's. Im Eckkasten liegt alles. 
He? eingerostet? Der Schlüssel — muß 
•— — oder der Riegel vorgeschnappt? — 
Man muß stemmen. 
Schritte im Korridor. 
Sie holen ihn. . . Verzweifelt reißt er 
am Schloß. . 
Draußen ruft's. Die Stimme klingt heiser. 
Ist was geschehn? Desto besser.... 
„Was sagen Sie, Porsch?" 
„Kommen Sie, Professor, schnell!" 
Der Primarius umklammert die vor 
springende Türleiste — auf! aufgehn! ... 
„Der Darm ist brandig, Professor — 
Sie müssen. .. ." 
„Machen Sie's, Porsch! Oder der Perg- 
mann soll's machen. Macht, was ihr wollt. 
Ruh' will ich. In Kuckucks Namen 
Ruh'! Hör'n Sie?" 
Und er rüttelt den Eckschrank. 
Krach! — Von oben rutscht und rumpelt 
etwas hernieder — fällt ttx Talhofers aus 
gestreckte Arme. Ein Bild — vor Jahr und 
Tag schob er's ins oberste Fach, das rauch 
geschwärzte Bild der Madonna von der 
„Immerwährenden Hilfe", vor dem die 
Familie Talhofer allabendlich das gemein 
same Gebet verrichtet hatte — als Pepi 
ein kleiner Bub war. 
Nachdem der Vater gestorben war und 
die Mutter dahinsiechte, hing es ihr gegen 
über, über der Anricht. Oft und oft hatte 
Pepi ihre rotgeweinten Augen flehentlich 
bittend ans die Mutter der Hilfe gerichtet 
gesehn. 
Merkte sie, daß der Knabe in ihrer Nähe 
war, rief sie ihm wohl zu sich und betete 
mit ihm ein Vaterunser. „Wie auch wir 
vergeben unseren Schuldigern"; mit An 
strengung wiederholte sie die Bitte, hinzu 
fügend: „Sag's nach, Peperl. Das bet' — 
alle Tag'." 
Aschermittwoch — da sagte sie's zum 
letztenmal: „Vergib uns... wie auch wir 
vergeben — erlös' uns — und führe uns .." 
und dann schaute sie noch einmal auf zur 
Mutter mit dem Kindlein . . . und auf die 
Ihren . . ihre Waislein hat sie der himm 
lischen Hilfe anempfohlen. 
Dem Professor ist's, als schwebte ein 
erlösender Engel nieder. Heiliger kam's ihm 
nicht vor unter der weiten Domkuppel Sankt 
Peters in Rom — oder in einsamer Gletscher- l 
Herrlichkeit. Und nicht vor der flammenden 
Pracht des Abendrots, das im endlosen 
Meer spiegelt. : 
Ein schwacher, schwacher Hauch ist er l 
selber worden vor der gütigen Allmacht. | 
Und Friede ist in ihm. Mit dem ihm eigenen 
festen Griff öffnet er die Tür. Elastisch eilt t 
er vorbei an dem vor sich hinstarrenden 
Sekundararzt — nach dem Operationssaal. 
* . , 
Seit vier Wochen in sein Heim zurück- | 
gekehrt, bequem vorm Kamin hingebettet, 
liest der Geheilte die vielen, vielen Spalten, s 
die alle Zeitungen seinem Befinden widmen; | 
dem verdienten Reichstagsabgeordneten; 
dem Großindustriellen: „Ein Meisterschnitt | 
des einzigen Talhofer", „Ein Triumph ärzt- j 
lichen Wissens" und so weiter. 
Bräuner hat einspannen lassen. Schon s 
zweimal, seit er das Spital verlassen, kehrte k 
er dahin zurück; und jetzt steht er im Begriff, 
noch einmal hinzufahren. 
Magische Bande ziehen ihn hin. —1 
Immerfort! Wieder und wieder möcht' er - 
dem Primarius ins Antlitz schaun. Trotz- 1 
dem schrickt er jedesmal davor zurück. Vor 
beinahe zwei Monaten — aufwachend aus 
der Narkose — beugte sich über ihn ein s 
Gesicht, das er in seiner Jugend oft gesehn, 
Augen waren darin, große, sprechende. — 
Himmel! klagten ihn diese Augen an? 
Nein doch! Ernst blickten sie und tief! 
Wie vielleicht derjenige blickte, den manch 
gottbegeisterter Künstler gemalt — ein 
Ehristuskopf mit verzeihenden Augen, die 
den Schächer anblicken, oder das Weib mit 
der Salbe. Allmählich, als die körperliche 
Schwäche nach der Operation gewichen war, 
fand Bräuner den gesuchten Namen. 
O! Jetzt wußte er's. Jener Vorarbeiter 
hatte Talhofer geheißen. — Wie ging's doch 
weiter? Und der Professor heißt Talhofer? 
So oft er den Gedankengang verlor, so 
oft nahm er ihn mit zäher Energie wieder 
auf. Manchmal warf er sich stöhnend am 
Krankenlager hin und her, so daß die 
Wärterin erschrocken zu ihm geeilt war. 
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