Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

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aber die Zeit heilt alles und dann ginge es 
ihr besser. 
Sterben! Sterben? Ist es nicht schreck 
lich, so jung sterben zu müssen? Und er 
hat noch so viel in sich, so viel Pläne fiir seine 
Kunst, so viel ungeschasfene Kunstwerke. 
Das alles will er nicht hinübernehmen in 
die Ewigkeit. Nein, er 
will nicht sterben. Er will 
leben, schaffen — und 
wäre es nicht Sünde, 
sich selbst den Tod zu 
geben? 
Aber dieser Kampf, 
dieser furchtbare, zermür 
bende Kampf! Dieses 
Darben! O, nur ein 
bißchen Erleichterung! 
Aber noch blinkt kein 
Hoffnungsstrahl, noch ist 
kein Absehen der Sorgen. 
Düster liegt die Zukunft, 
grau in grau. 
Arnold Huber schüttelt 
sich vor Grauen. Es ist 
so finster, so finster. 
Schwarz sind die Wände 
der Stube, es ist wie in 
einem Gefängnis. 
Wenn er sich doch Licht 
machen könnte! Aber er 
darf nicht, es muß gespart 
werden mit dern elek 
trischen Licht! Immer 
dieses Sparen! Er hat 
ja sein Leben lang nicht 
vergeudet, er, der Sohn 
einer zahlreichen Klein- 
beamtenssamilie. Immer 
hat er rechnen müssen, 
aber so trostlos wie jetzt 
war es nie. So ganz, 
ganz arm sein ist bitter! 
Keine Freude, nur Sor 
gen! Sorgen, immer 
wiederSorgen. Er stöhnt: 
„Heiliger Gott, hilf uns!" 
„Jda, Jda!" ruft er 
dann laut. Wenn sie 
doch käme! Sie bleibt 
so lange aus heute. Sie 
sollte doch schon da sein! 
Um 5 Uhr machen sie 
Schluß in der Fabrik und jetzt ist es schon 
6 Uhr! Ihr Heimweg ist wohl weit, aber 
sie war doch schon immer hier um diese 
Zeit. Gerade schlägt es von der nahen 
Kirche die Stunde. 
„Jda!" Was ist denn mit ihr? Es wird 
ihr doch nichts geschehen sein? Er ist dem 
Schulneubauten in Linz: Die große Schule der Kreuzschwestern.
	        
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