Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1928 (1928)

„Ach Wat, anrufen. Wat mausen se! Ick 
schieß'. Eins . . . wej, Hektar, eins ... jehste! 
... eins..." Hektar sprang wie toll hoch, 
bis ihn ein Fußtritt zur Seite jagte. „Eins 
... zwei... Mensch, wat machen Se denn?" 
Hans hatte die Hände an den Mund ge 
legt und schrie hinüber: „Wer da? Halt! 
Vorkommen! Oder ich schieße!" Keine Ant 
wort. Der Mond lachte. „Noch einmal, 
wer da?" 
„Ach wat, wer da, wer da, der da, die da 
. ., ick schieß'. . . eins... zwei.. . piff! 
paff! Puff!" Drei Schüsse fliegen. Ein 
kleines Klingen antwortet. Sonst nichts. 
Kein Aufschrei. Keine Flucht. 
Bebbermann hält den Atem an. „Hans, 
ob se woll tot sind?" . 
Hektar rennt und heult um das Hünen 
grab. 
Oettinger denkt nichts Schlimmes. Aber 
er will den Augenblick nutzen. „Wenn die 
Kerls wirklich getroffen sind, will ich die 
Schüsse auf mich nehmen, unter einer Be 
dingung ..." 
„Ja, unter jeder... Wat woll'n Se 
haben?" 
„Mariechen zur Frau..." 
„Meinetwejen, soll mir recht sind, jehn 
Se bloß erst dahin!" Leichtfüßig eilt der 
Eleve durchs Kartoffelkraut, Bebbermann 
stapft hinterher .Endlich stehen sie am Schau 
platz: der Alte sieht den Jungen an. Der 
kann das Lachen nicht mehr verhalten und 
lacht, lacht, bis ihm die Tränen kommen. 
„Wat lachen Se denn so? Wo sind die 
Ai ausekerls? Ausjerissen?" 
„Aber, Herr Inspektor — sehen Sie denn 
nicht, wer die — Diebe sind? Diese beiden 
Ackerpflüge!" 
„Wat fussetn Se? Pflüje? Diebe?" 
Oettinger leuchtete am Boden entlang. 
„Hier, Ihre drei Patronen. Die Knechte 
haben gestern die Pflüge ans Hünengrab 
gestellt, und der Mond hat aus den Schatten 
kartoffelmausende Menschen gemacht. Weid 
mannsheil !" 
Ob Bebbermann will oder nicht, er muß 
mitlachen. „Weidmannsdank! Wollen Se 
Mariechen nu ooch noch haben?" 
„Aber Herr Inspektor, Ihr Wort!" 
„Na schön, wat Bebbermann sagt, muß 
er halten." 
Mitternacht schlug es, als inan im Guts 
hof ankam. Die Frauen waren in großer 
Aufregung wegen der gehörten Schüsse. 
„Sei man jut, Alteken, die Spitzbuben 
waren schießfest un kugelsicher." Hans nickte. 
„Ach, wir haben dreimal zwei schöne 
Ackerpflüge tödlich getroffen." 
Er sagte das so komisch-wehmütig, daß 
Lachsalven ohne Ende folgten. 
. „Und wißt Ihr, wat der junge Mann als 
Jagdbeute haben will? — Mariechen, jeh' 
hin und schenk' ihnr 'neu Kuß, kannst 'n 
heiraten, er hat 'n jutes Herz." 
Mariechen stand noch wie int Traume, 
als Hans Oettingers Arme sie schon um 
fingen und sein Mund sich fest auf ihre 
rosigen Lippen drückte. 
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Denkwürdigkeiten 
Kaiser Ru d olf von Habsburg sah 
eines Tages auf der Schießstätte den Übungen 
der Bogenschützen zu. Von ungefähr traf 
ein fehlgehender Pfeil den Kaiser, der in 
folge der Verwundung das Bett hüten mußte. 
Einige Hofleute sprachen den Verdacht aus, 
als habe der Schütze nicht aus Ungeschicklich 
keit, sondern aus Absicht den Kaiser ver 
wundet und forderten, daß dem Verbrecher 
die rechte Hand abgehauen werde. 
„Das hättet ihr vor dem Schusse tun 
sollen, nicht jetzt," lachte der Kaiser, der 
nicht an Böswilligkeit glauben konnte und 
gab dem verhafteten Schützen die Freiheit. 
Kaiser Max t. war ein besonderer 
Freund esnes guten Witzes. Eines Tages 
kündigten ihm die hochmütigen Gesandten 
der Republik Venedig den Krieg mit den 
Worten an: „Der Senat und das Volk von 
Venedig erklären dem Maximilian den Krieg." 
Der Kaiser lachte laut auf und sagte: „Schert 
euch euer Wege und führt den Krieg so 
dumm, wie ihr ihn angekündigt habt!" 
„Vaterland" Wien.
	        
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