Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1923 (1923)

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Anzüglich. 
„Nun, Bauer, habt Ihr keine Freude, daß wir 
wieder bei Euch sind'/" — „Wohl, wohl, gnä 
Herr, wann i Euer Haus so leer stehn seh', 
kommt's mir vor wie a Stall." 
geländer, das morsche Holz bricht durch, und 
er fällt ins Wasser; das darf nicht mehr vor 
kommen!" — Brückenwärter: „Freilich nit! I 
hab' gedacht, am besten nehmen wir 's Geländer 
ganz weg . .. dann kann sich wenigstens keiner 
mehr anlehnen!" 
Einschränkung. A.: „Der Schnupftabak ist 
jetzt auch wieder teurer geworden. Das werden 
Sie/vohl verspüren?" — B.: „Ja, auf oaner 
Seim hab' i den Betrieb schon eingstellt." 
Ein Verteidiger gewünscht. Auf der An 
klagebank erscheint ein Handwerksgeselle, ein 
wahrer Herkules von Figur, beschuldigt, bei einer 
Schlägerei lebensgefährliche Hiebe ausgeteilt zu 
haben. „Angeklagter, haben Sie jemanden mit 
Ihrer Verteidigung beauftragt?" fragte der 
Präsident. — „Was? Ich brauch' niemand. 
Kommt nur 'mal 'ran!" 
„Sie noch hier?" P. Abraham a Sancta 
Clara ging einmal mittags durch ein Dorf. 
Ein Mann stand unter der Haustüre und rauchte 
seine Tabakpfeife. P. Abraham grüßte und 
fragte, wie viel Uhr es sei. — „Just die Zeit", 
antwortete der Mann, „wo die Esel zur Tränke 
ziehen." — „So", fragte lächelnd P. Abraham, 
„und Sie stehen noch hier?" 
Boshaft. A.: „Fräulein Eugenie hat mir 
heute anvertraut, daß ihr 25. Geburtstag vor der 
Tür steht!" — B.: „Ach, der steht schon lange 
vor der Tür, sie läßt ihn nur nicht herein!" 
^xxmov auf (Bräbern. 
Auf einem Grabstein findet sich vorn 
die Inschrift: 
Hier ruht der Schneider Brenner, 
Zu früh trank er den Bittern 
während die Fortsetzung auf der Rückseite 
lautet: 
Kelch des Lebens aus. 
Von einem Arzt heißt es: 
Nach dreißigjähriger Wirksamkeit ging er 
zum Heile der Menschheit in ein besseres Jen 
seits über. 
Grausig zu lesen: 
'Hier ruht N. N., Vater und Metzger von 
sechs Kindern. 
Recht bissig lautet die Grabschrift: 
Hier liegen meine Gebeine, 
Ich wollt', es wären deine. 
Ein Ehemann setzte seiner Frau das sehr 
bezeichnende Erinnerungswort auf den Grab 
stein: 
Wanderer, schnell weich' fort von hier, 
Sonst steht sie auf und zankt mit dir! 
Harmlos liest sich: 
Wohl auch die stille Häuslichkeit 
Ist eines Denkmals wert; 
Ihr sei es hier von mir geweiht. 
Und wer die Tugend ehrt, 
Auch in dem einfachen Gewand, 
Mir, meinem Schmerz ist er verwandt. 
Der Humor aber blickt aus den Am , 
fangsworten: 
Wohl ist ihr und auch mir. 
Gleich köstlich und humorvoll sind auch | 
folgende Grabverse: 
Hier schläft nach langer Arbeit sanft genug, 
Der Schüler, Kinder, Weib und Orgel schlug. 
Der Mann hat neunzig Jahr gelebt 
Und scharrte manchen ein — 
Wer andern eine Grube gräbt, 
Fällt endlich selbst hinein. 
Getrost und ohne Sorgen 
Ging er am frühen Morgen 
Auf neue Arbeit aus. 
Da traf ihn eine Eiche, 
Und ach — als tote Leiche . 
, Kam abends er betrübt nach Haus! 
m
	        
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