Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1917 (1917)

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Querschiffportales. — Im Sommer des heurigen 
Jahres wurde auch über Auftrag der k. k. Heeres 
verwaltung mit der Abdeckung des Kupferdaches 
über dem Quer- und Langschiff (Hochschiff) be 
gonnen. — Die Dachfenster, Dachixen, Dach 
rinnen, Dachluken und der Vierungsturm, sowie 
das Dach über dem jetzt schon benützten Teil 
des Domes sind in die Abdeckung nicht einbe 
zogen worden. Als Ersatz des Kupserdaches wird 
vorläufig Dachpappe verwendet, welche gut 
geteert wird und wird, sobald Kupfer 
blech wieder zu haben ist, der Dom 
wieder mit Kupfer eingedeckt werden. 
— Die Seitenschiffdachstühle wurden 
auf dem Dombauplatz abgebunden, 
aufgestellt und auch mit Dachpappe 
provisorisch eingedeckt." 
Glücklicherweise waren in den 
Vorjahren aus dem Steinbruche 
in Mais so viele Steine geliefert 
worden, so daß die Einstellung 
der Arbeiten in demselben bei der 
Minderzahl der Steinmetzen keinen 
erheblichen Einfluß auf den Mate 
rialbedarf machen konnte. Freilich, 
länger als neun Monate darf 
dieser Ausfall nicht dauern. Die 
notwendigen Granit- und Mar- 
morbestandteile für die westliche 
Abschlußwand mit Portale waren 
schon vor Ausbruch des Krieges 
bestellt worden; sie mußten auch 
vertragsmäßig bezahlt werden, 
leider aber, wie die Dombau 
ausweise zeigen, auf dem nicht 
mehr ungewöhnlichen Wege des 
Schuldenmachens; der Dombau 
ausweis verkündet zum Schrecken, 
daß der Schuldenstand sich bereits 
auf 129.000 Kronen erhöht hat. 
Eine Geldquelle für Darlehen er 
öffnet sich für den Dombau durch 
den Erlös für Dachungskupfer. 
Bereits im Jahre 1915 wurde 
das Kupfer, welches für den letzten 
Teil des Querschiffes zur Eindeckung be 
stimmt war, um 6821 K 86 h abgelöst. 
Die zur Ablieferung gelangende Kupfer- 
menge des Langschiffes dürfte gut 20.000 
Kilogramm betragen und wird mit 3 K 90 h 
pro Kilogramm vergütet. 
Merkwürdig ist, daß gefangene Russen, 
darunter ein Fleischhauer und Bäckermeister, 
beim Anstrich mit Teer des aus Dachpappe 
bestehenden Notdaches helfen müssen!! 
Bei den Glocken, von denen die Heeres 
verwaltung zwei Drittel in Anspruch nimmt, 
sind die technischen Schwierigkeiten des 
Herabnehmens so groß und kostspielig, daß 
vorderhand sie noch im Turme belassen wer 
den. Das Gesamtgewicht der Glocken beträgt 
17.700 Kilogramm, zwei Drittel davon 
sind 11.846 Kilogramm. Man müßte daher 
Aas Hstportak des Wariä Hmpfängnis-Aomes in Linz. 
die zwei größten Glocken: Immakulata mit 
8120 und die Josefi-Glocke mit 3930 Kilo 
gramm, zusammen 12.050 Kilogramm, 
opfern. Wollte man die große Glocke retten, 
so müßte man die anderen sechs Glocken ab 
geben. Dann hätte man nur die große Glocke 
allein; was aber mit derselben anfangen? 
Wenn es aber doch zum Ablösen kommen 
sollte, so wird mit größter Gewissenhaftigkeit 
vorgegangen und der Elös, 4 K per Kilo-
	        
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