Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1916 (1916)

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vom Lichthof hinab zur Krypta; das Dom 
kapitel hatte sich hier zur Beisetzung einge 
funden und wurde die Gruft nach erfolgter 
Einsegnung durch den Herrn Domdechant 
Kolda verschlossen. Nach dem Willen des 
Verblichenen ziert nur eine ganz einfache 
Inschrift den marmornen Graddeckel. 
Das freudige Ereignis für den Mariä 
Empfängnis-Dom wandte Ernennung des 
Pastoral-Profesfors Dr. Johann Gföllner 
zum Bischof von Linz. Ihm ging der Ruf 
eines gelehrten, frommen und redegewandten 
Priesters voraus, der sich, da er noch dazu 
ein Landeskind ist, bald die Herzen aller, 
die sich ihm vorstellten oder mit denen er 
zu verkehren hatte, gewann. 
Daß er das Werk des 
Dombaues auch nach Kräften 
fördern wolle, beweist eine seiner 
ersten größeren Spenden, die 
er demselben widmete. Am 
18. Oktober war der große- 
Tag, an welchem der Dom 
wieder festlich geschmückt war 
und wo durch den Kardinal 
und Fürst-Erzbischof von Wien, 
Friedrich Piffl, im Beisein der 
Weihbischöfe Dr. Pflüger von 
Wien und Dr. Rieder von 
Salzburg die Konsekration des 
neuen Bischofes Johannes 
Maria vollzogen wurde. Die 
Spitzen der Behörden waren 
sämtlich anwesend an diesem 
Freudensage, wo der Diözese 
Linz wieder ein „guterBischof" 
gegeben wurde, ein Bischof, der hoffentlich 
die Vollendung des Domes schauen wird. 
Wenn auch die Ungunst der Kriegszeit 
den Ausbau in so raschem Tempo wie bis 
her nicht gestattet, so geht es doch vorwärts. 
Der Dombaumeister Schlager berichtet über 
den Bau: „Anschließend an den Bericht im 
Kalender 1914 sind im Jahre 1915 fol 
gende Arbeiten ausgeführt worden: 
a) Die Einwölbung des Hochschiffes, 
b) der Ausbau des linkseitigen Quer 
schiffes und 
e) das Versetzen der Vorhalle des 
obigen Querschiffes. 
An der Einwölbung des Hochschisfes 
wird je nach Zeit und Wetter gearbeitet, 
Kooperator Aohairn Scanner 
von Waizenkirchen, 
der spätere Dechant, der den 
digsten Herrn Bischof zum 
brachte. 
so daß bis jetzt drei Felder (das ist die 
Hälfte des Lang-Hochschiffes) eingewölbt sind. 
Der Ausbau des linkseitigen Quer 
schiffes wurde bis anfangs Oktober samt 
der zugehörigen Hochschiffgaleriebrüstung 
fertiggestellt. Der eiserne Dachstuhl wird 
im November montiert, mit der Holzver 
schalung versehen und mit Dachpappe 
eingedeckt. 
Der Querschiffgiebel (derselbe wird seiner 
zeit aus Stein hergestellt) wird als Provi 
sorium aus Ziegel ausgemauert, so daß der 
Dachstuhl feuersicher abgeschlossen ist. 
Das linkseitige Portal gegenüber der 
Rudigierstraße ist im Oktober, soweit die 
Werkstücke fertig waren, ver 
setzt worden. Dasselbe ist aus 
Untersberger Marmor von der 
Firma A.-G. Kiefer in Ober 
alm (in der Architektur aus 
geführt, die Bildhauerarbeiten 
werden in der Dombauhütte je 
nach Möglichkeit ausgearbeitet) 
geliefert worden. 
Zu obigen Bauarbeiten sind 
in diesem Baujahre von der 
Dombauhütte an Profil- und 
Quadersteinen zusammen 
1642Stück größere und kleinere 
Werkstücke rein bearbeitet fer 
tiggestellt worden. Auch wird 
jetzt noch an den Seitenschifs- 
Dachstühlen gearbeitet. Zu den 
selben wird das vor 2 Jahren 
vom Wilheringer Forst ange 
kaufte wintergeschlagene Holz 
in der Wieser-Dampfsäge in Linz reinkantig 
geschnitten, auf den Domplatz gebracht und 
von den Zimmerleuten abgebunden. Wenn 
es die Witterung ermöglicht, werden die 
beiden Dachstühle noch dieses Jahr aufge 
stellt und mit Dachpappe eingedeckt, da Kupfer 
dermalen noch nicht zu bekommen ist. 
Die Dombauarbeiter sind durch den 
Krieg bedeutend weniger geworden. Vor der 
Mobilisierung waren 85 Arbeiter, im Oktober 
1914 waren 60 Arbeiter und heute sind 
bloß 32 Arbeiter im Gesamten. 
Dombaumeister Schlager berichtet in 
seiner trockenen Weise von der Herstellung 
des Ostportales, d. i. der Vorhalle zum Ein 
gang; aber gerade dieser Aufbau bildet einen 
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