Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1912 (1912)

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Ern Abenteuer: iSctrls V. 
tmi 
S|n einem schönen Frühlingstage jagte 
<3^ Karl V., damals noch einfacher König 
von Spanien, in einem Walde bei Castillejo. 
Lebensgroße Kreuzigungsgruppe. Ausgeführt von Bildhauer Mberhuber in Linz. 
Da drohte plötzlich ein heftiges Gewitter 
auszubrechen; es trennte den König von 
seinem Gefolge und zwang ihn, eilends das 
nächstgelegene Asyl aufzusuchen. Es war 
dies eine Höhle, die durch einen mächtigen, 
überhängenden Felsblock gebildet wurde. 
Sehr froh, das schützende Obdach erreicht 
zu haben, stieg Karl sogleich vom Pferde. 
Aber wie groß war seine Ueberraschung, 
als er beim Leuchten 
des nächsten Blitzes 
vier bewaffnete Män 
ner von äußerst un 
heimlichem Aussehen 
vor sich liegen sah, 
die scheinbar in tiefen 
Schlaf versunken 
waren. Er machte zwei 
Schritte gegen den 
einen der Schläfer zu, 
aber sogleich hob sich 
dieser auf seine Füße 
und sprach: „Ver 
zeihen Sie, Herr Ritter, 
ich habe eben einen 
wunderbaren Traum 
gehabt. Mir kam es 
nämlich vor, als ob 
Ihr hübscher Sammet 
mantel von Ihren 
Schultern herüber auf 
die meinigen glitte." 
Indem er so sprach, 
knüpfte er dem ver 
dutzten König denMan- 
tel ab und legte ihn 
sich selber um. 
„Sennor entschul 
digen", so hörte man 
den zweiten sprechen, 
„mir hat geträumt, ich 
vertauschte meinen 
alten, schäbigen Wetter- 
but gegen Ihr aller 
liebstes Federbarett." 
„Und mir", rief 
der dritte, „daß ich 
einen feurigen Renner 
zwischen meinen Knien 
hätte." 
„Aber, Kameraden", schrie jetzt der 
vierte, „was soll denn mir noch übrig 
bleiben von den Träumen, die ihr gehabt?" 
„Ei, beim heiligen Jakob, ich meine 
diese silberne Kette und das silberne Pfeifchen 
daran", erwiderte ihm darauf der erste und
	        
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