Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1912 (1912)

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aufopferungsvolle Verhalten unserer Lands 
leute. Sieben goldene und 69 silberne Tapfer 
keitsmedaillen schmückten die Brust der wak- 
keren Krieger, zahlreiche Orden belohnten 
die hervorragenden Leistungen tapferer Of 
fiziere. 
Als die Kunde von dem beispiellosen 
Mut der Vierzehner bei Magenta in das 
Heimatland drang, erfüllte jede Brust innige 
Bewunderung und Begeisterung für deren 
mutige Hingabe an das Vaterland. Ein 
Komitee in Linz sandte sogleich an das 
Landes-Generalkommando in Verona 1000 
Silberzwanziger und einige Tage später 
weitere 500 Stück zur Verteilung an die 
verwundete Mannschaft ab. Aus allen Landes- 
teilen flössen reichliche Geldspenden und an 
dere Liebesgaben zusammen. In erhebender 
Weise bekundete sich so der Edelsinn und 
Opfermut der Oberösterreicher für ihre treuen 
Landeskinder. 
Ergreifende Episoden von soldatischem 
Heldenmut haben die Schlachtberichte der 
Kommandanten der Nachwelt überliefert. 
Hier rettete ein junger Krieger mit dem 
Aufgebote der letzten Kräfte seinen schwer 
verwundeten Oberleutnant vor der Gefangen 
schaft. Dort wieder richtete ein sterbender 
Offizier an seine Getreuen ermunternde Worte 
zum Ausharren im weiteren Kampfe. Von 
der 10. Kompagnie waren bereits sämtliche 
Offiziere verwundet. Den schwer verletzten 
Hauptmann trug der Feldwebel aus dem 
Wer Dumme uu 
er Schnellzug von Frankfurt nach Basel 
fuhreben an einer kleinen Ortschaft vorbei, 
in welcher eine neuerbaute Kirche ihren 
schlanken Turm zum Himmel erhob. Ein 
junger Reisender — dem Aeußeren nach ein 
Student — erlaubte sich die, Bemerkung: 
„Die guten Badenser da hätten auch ihr 
Geld für etwas Besseres verwenden können, 
als für eine Kirche. Hätten sie eine Lieder 
halle gebaut oder ein Gesellschaftshaus, das 
wäre zeitgemäßer gewesen!" Sein Nachbar, 
ein schlichter Bürger, schaute ihn verwundert 
an und fragte ihn: „Was haben Sie denn 
gegen eine Kirche?" — „Ach was", er 
widerte er, „heutzutage gehen doch nur noch 
heftigsten Feuer und stürmte dann an der 
Spitze der Kompagnie dem Feinde entgegen. 
Für seine todesmutige Tat wurde er.auf 
dem Schlachtfelde zum Offizier befördert. 
Als das erste Bataillon des Regiments 
nach einem geglückten Sturme auf Ponte 
vecchio der feindlichen Ueberzahl weichen 
mußte, stürzten sich beim Rückzug zwei 
französische Grenadiere aus den Fahnenführer 
und suchten ihm die Fahne zu entreißen. Nur 
durch die Unerschrockenheit des Führers und 
das mutige Eingreifen des erst 1910 in 
Linz verstorbenen damaligen Unterleutnants 
Ludwig Pauli konnte die Fahne gerettet 
werden, die heute noch dem Regimente voran 
flattert, ein ehrwürdiger Zeuge von den 
Heldenkämpfen der Söhne Oberösterreichs. 
Mehr als ein halbes Jahrhundert ist 
seit der denkwürdigen Schlacht von Magenta 
dahingeschwunden. Viele aus unserem Volke 
sind damals für des Reiches Ruhm und 
Ehre den Heldentod gestorben. Mit goldenen 
Lettern sind ihre großen Waffentaten in das 
Ehrenbuch der Armee geschrieben und ewig 
werden sie im Gedächtnis des Regiments 
fortleben. Ergeht dereinst wieder des Kaisers 
Ruf an Oesterreichs Völker zu Schutz und 
Wehr des Vaterlandes, dann werden die 
Hessen, von der altbewährten Treue und 
Tapferkeit ihrer Vorfahren entflammt, mutig 
in den heiligen Streit ziehen und auf dem 
Schlachtselde frische Siegesreiser an ihre 
ruhmgekrönte Fahne heften. 
l ein Gescheiter. 
die Dummen in die Kirche!" — „Da bin 
ich halt ein Dummer!" sagte ruhig der andere. 
— „Zu diesen Dummen gehöre ich auch", 
rief alsbald ein dritter Reisender, „ich gehe 
sonntäglich zum Gottesdienst! Im übrigen 
bin ich Universitätsprofessor in Leipzig!" 
— „Und ich bin Oberregierungsrat in Mtr., 
und halte es auch so!" — „Und ich bin 
Gymnasialdirektor von L. in Bern und be 
kenne mich auch für einen überzeugten 
Christen!" — Die vier „Dummen" schüttelten 
sich die Hände und waren bald in ein Ge 
spräch verwickelt, während der „gescheite" 
Jüngling im Gefühl seiner geistigen Ueber- 
legenheit sich stumm in seiner Ecke verbarg.
	        
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