Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1908 (1908)

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Der deutsche Aronprinz in Grünau 
geschweige zwei Bauernhöfe kaufen zu können. 
Er kümmerte sich überhaupt nicht im gering 
sten um seine Verwandten und schien gar 
nicht zu wissen, wie genau sie nach seinem 
Ratschlage lebten. 
Und das taten sie auch. Sie arbeiteten 
fleißig vom frühen Morgen bis in die 
sinkende Nacht, und nicht etwa mürrisch und 
verdrossen, sondern mit Freude und Lust. 
Fridolin und Regine hatten 
von der Arbeit früher nichts 
weiter gewußt, als was sie von 
ihren Dienstleuten sahen, daß 
sie Schweißtropfen koste und 
schwielige Hände mache, aber 
jetzt entdeckten sie von Tag zu 
Tag besser, daß noch weit 
mehr hinter tüchtigem Schaffen 
stecke und durchaus nicht lauter 
mißliebige Dinge. Und daß 
die zwei fleißigen Leute über 
der Arbeit schließlich ganz auf 
die Goldfüchse des reichen Vet 
ters vergaßen, kam ihrer 
Herzensruhe vortrefflich zu 
statten. 
Fünf volle Jahre lebte 
Fridolin Kronauer mit Weib 
und Kindern schon in Tumelts- 
hausen, als eines Morgens 
die Nachricht von einer Gasse 
in die andere flog, den Martin 
Kronauer habe der Schlag 
gerührt, ohne Hoffnung, daß 
er sich wieder erhole, und 
wirklich wurde schon am Abend 
des gleichen Tages für den 
alten Mann das Zügenglöck 
lein geläutet. 
Fridolin und Regine hatten 
mit dem lebenden Vetter keinen 
Verkehr unterhalten, so mach 
ten sie auch jetzt dem Toten 
keinen Besuch, und im Leichen 
zuge gingen sie unter den 
Letzten. 
Der einzige Sohn des 
Martin Kronauer war aus 
weiter Ferne zu dem Begräb 
nisse des Vaters gekommen, 
und zwei Tage nach der Leichen 
feier ließ er den Fridolin zu 
sich in seine Wohnung be 
scheiden. Dieser folgte, nicht 
ohne Neugier, dem erteilten Gebote und 
konnte nun hören, daß ihm und seinem 
Weibe von dem verstorbenen Vetter in An-
	        
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