Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1908 (1908)

eine Fülle der schönsten Unterhaltungs 
schriften und bestredigierten Familienblätter 
besitzen wir auf katholischer Seite, aber 
leider findet auch manchmal eine minder 
wertvolle oder direkt gefährliche „Schund 
literatur" Eingang bei Jugend und Volk. 
Gefährlich für ein junges Herz, oft den 
Ansatz zu frühen Verbrechen oder die Ur 
sache zur verkehrten Lebensauffassung und 
Schädigung des sittlichen Charakters bil 
dend, sind meist die sogenannten Kolportage- 
Romane, die Indianer- oder Räuber 
geschichten und gewisse Witzblätter, welche, 
illustriert durch schamlose Bilder, die Sinn 
lichkeit der niedersten Art zu entfachen sucht, 
das Laster in der verschiedensten Form dar 
stellt. Durch den „staunend billigen" Preis 
(das Heft 12 Heller), woraus freilich mit 
der Zeit 10 bis 15 Kronen werden, ver 
leiten diese Schundromane zur Bestellung; 
doch wie viel mehr nützlichen Lesestoff als 
solch ein „sensationelles Liebesdrama" oder 
eine moderne Räubergeschichte könnte man 
sich um den gleichen Betrag verschaffen! 
Da lob' ich mir die packenden, vielfach 
auch lustigen Volksgeschichten von Wichner 
und Reimmichl, die „Volksbüchereien" 
von Graz und München, die Sammlungen: 
„Für Hütte und Palast", „Aller 
hand ans Volk und Land", und die 
Reiseliteratur aus dem Verlage Preßverein 
Linz, die Schriften von FerdinandZöhrer, 
Dr. Franz Isidor und Hermine P r o s chk o 
n. s. w. Wer kennt dann nicht die rühren 
den Erzählungen des unschätzbaren Jugend 
freundes Christoph von Schmid? Gewiß, 
manche derselben nimmt man auch in reiferen 
Jahren noch gerne zurHand; 
das j u n g e Herz aber findet 
darin eine wahre Gold 
grube schöner Lehren und 
Beispiele. 
Die Unterhaltungs 
lektüre, soll sie anders von 
Segen sein, darf nicht die 
zarten Gefühle für alles 
Edle und Schöne zerstören, 
soll keine nervenüberreizende 
Wirkung erzielen, sondern 
sie soll in anziehender Form 
höhere Ideale und gute 
Charaktereigenschaften zu 
nähren bestrebt fein. 
Wenn sich auf literari 
schem Gebiete vielfach der 
Ausspruch Schillers be 
währt: „Die kriechende 
Mittelmäßigkeit kommt weiter als das 
geflügelte Talent", so soll anderseits unser 
Streben sein, die Schundware aus den 
Häusern zu verdrängen und für die Ver 
breitung einer gehaltvollen, wahrhaft bil- 
benden Lektüre eifrig zu agitieren. Darum 
nochmals: Hinaus mit allen schlechten oder 
farblosen Schriften aus unseren Familien, 
öffnen wir nur dem Guten unser 
Heim. Treten wir überall den katho 
lischen Leihbibliotheken bei, werden 
wir Mitglieder und gründen wir an allen 
Orten Gruppen des Piusvereines! 
Bilder aus Dberösterreich: tfallstatt.
	        
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