Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1907 (1907)

(137) 
n 
s 
r 
e 
E) 
b 
t 
t 
t 
t 
e 
) 
t 
t 
l 
t 
t 
e 
i 
) 
c 
c 
5 
c 
l 
i 
I 
t 
ließ er sich hiezu herbei. Er wollte gerade 
in raschem Tempo in den äußeren Burghof 
einfahren, als ihm zu seinem Schrecken der 
militärische Wachposten ein weithin hörbares 
dreimaliges: „ Gwehrrrraus!!" entgegen 
donnerte. 
Mit jähem Ruck wandte er sich an den 
fremden Herrn: „Jessas, jessas, iazt Hamas, 
's fahrt der Kaisa schon hinta meinet 1" Der 
Herr mußte herzlich ob dieser drolligen Ge 
fühlsäußerung lachen — und versicherte ihn, 
daß er es jetzt selbst glaube, daß es der 
Kaiser sei, welcher hinter ihm dreinfahre. 
Derselbe Vorgang wiederholte sich im 
inneren Burghof, wo die Appartements 
Sr. Majestät lagen, nun schwindelte dem 
Kutscher bei dem wiederholten Ruf in das 
Gewehr und nachdem der Generalmarsch 
ertönte, ordentlich der Kopf. 
„Jetzt kann's recht werd'n, krutzi Türk'n," 
dachte er sich, „war i do nöt so deppat in 
dö vaflixte Fall'n einig'rumpelt!" 
Er wollte natürlich zur Seite fahren, 
um zuerst den Kaiser vorfahren zu lassen. 
Innerlich war er aber doch vergnügt, hatte 
er ja den Kaiser doch nicht versäumt, nach 
dem derselbe doch jedenfalls in seiner eige 
nen Hofequipage vorfuhr — und obendrein 
noch fünf funkelnagelneue Dukaten im Sacke. 
Wie erstaunte aber unser Lohnkutscher, 
als er vom Kaiser nichts zu entdecken ver 
mochte und ihm der Passagier ernsthaft die 
Weisung gab, endlich doch einmal vor dem 
"Himm 
Nimm dir Zeit, ein Morgengebet zu Gott 
zu sprechen, ihn bittend, dich vor Uebel zu be 
wahren und zu seiner Ehre dich arbeiten zu 
lasten. 
Nimm dir Zeit, freundlich zu sein. Ein 
Lächeln, ein freundliches Wort, fällt wie Sonnen 
schein auf die Herzen um uns. 
Nimm dir Zeit, zuvorkommend zu sein. Ein 
mildes „Ich danke dir", „Bitte, entschuldige 
mich" usw. raubt nichts von deiner Würde; 
denn wahre Höflichkeit ist, etwas Liebevolles 
auf eine liebevolle Weise zu sagen. 
Burgportale vorzufahren. Zaghaft setzte er 
dies gewagte Unternehmen ins Werk — sein 
Erstaunen erreichte aber den Gipfelpunkt, 
als man seinem Fahrgaste beim Aussteigen 
kaiserliche Ehren erwies und denselben mit 
„Euer Majestät" titulierte. 
„Servas!" murmelte der schon konfus 
gewordene Wiener, „das geht ma über d' 
Hutschnur, das ist denn do nimma a Ding, 
wann der nöt da Kaisa selb« is, leg' i heut 
nu mei G'werb' z'ruck!" Er wurde jedoch aus 
seinem Gedankengange durch seinen Passa 
gier unsanft entrissen, indem derselbe (wie 
wir erraten haben werden, war es niemand 
anderer als Josef selbst) an ihn herantrat, 
dabei sprechend: „Wenn Sie ein andermal 
Ihren Kaiser fahren sollten, so wissen Sie 
genau seine Adresse; sollten Sie aber wieder 
einmal Lust bekommen, ihn zum Kuckuck zu 
schicken, so seien Sie versichert, daß sie der 
selbe auch wohin schicken würde, dahin Sie 
ein zweitesmal sicherlich kein Verlangen 
tragen dürften!" Sprach's und verschwand 
— den verdutzten Kutscher seinem verdien 
ten Schicksal überlassend — im Torbogen. 
Der Lohnkutscher, welcher überdies noch 
von seinen Kollegen weidlich ausgelacht, 
aber auch geschimpft wurde, hat sich die 
kaiserlichen Worte gut hinter die Ohren ge 
schrieben — und soll niemals mehr seinen 
Monarchen wo anders hin geschickt haben, 
als wohin derselbe des Willens war zu 
fahren. 
•X2€== 
xv 3eit. 
Nimm dir Zeit, der Bejahrten zu gedenken. 
Achte die grauen Haare und sollten sie auch 
auf dem Haupte eines Bettlers wachsen. 
Nimm dir Zeit, deine Freunde mit Bedacht- 
samkeit zu wählen. Es gibt höhere Dinge, als 
nur das Aeußere bei der Wahl eines Freundes 
zu beachten. 
Nimm dir Zeit, deine Worte zu erwägen, 
ehe du sprichst oder einen Brief schreibst, damit 
du nicht die Gefühle eines anderen verletzest. 
Nimm dir ZÄ, auch die kleinen Dinge im 
Leben gut zu verrichten. Die großen Pflichten
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.