Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1907 (1907)

feine Rechte über die niedrige Gartenmaner 
hin; zögernd ergriff sie diese Hand, welche 
anch ihr Bild einmal der Nachwelt über 
liefern sollte. Lange hielten sich beider Hände 
umschlangen und die scheidende Sonne allein 
hörte ihr Versprechen wechselseitiger Treue. 
Wahr hatte er gesprochen, der Maler 
fürst von Urbino, sein Leben glich dem eines 
glanzenden Schmetterlings. Nur kurzes Glück 
war ihm beschieden und bald lag der Stolz 
der italienischen Künstlerschaft marmorbleich 
und starr auf dem Paradebette, zu Häupten 
die Verklärung Christi, seine letzte Arbeit 
und seinen letzten Ruhm. Wohl mochten der 
Papst und die ewige Roma trauern um den 
unersetzlichen Verlust des Schöpfers der va 
tikanischen Stanzen und schmerzvoll aufblicken 
zu dem unvollendeten Bilde der Transfigu- 
ration, diesem vornehmsten Wappen, das je 
das Paradebett eines Sterblichengeschmückt 
hat. Aber niemand kennt und ermißt die 
Größe des Schmerzes, den das Mädchen 
von Tastevere um ihn ertrug, mit dem alles 
ihr genommen war. Unbeachtet schlich sie 
sich jeden Abend hinaus in die Kirche della 
Rotonda, um eine Blume und eine Träne 
zu weihen aus das frühe Grab des Malers 
von Urbino, der den Namen eines Engels trug. 
Mit gramerfülltem Herzen kehrt sie zu 
rück, in das einsame Gärtchen am Tiber, 
das ihres ersten Glückes Zeuge war, wo er 
das Geständnis seiner Liebe ihr gemacht hat, 
Rafael, der Fürst aller Maler Italiens. 
Er hat o still I sie will sich niederbeugen 
Und beten hier an ihres Glückes Gruft, 
Und flüstert Nachtwind in der Bäume Zweigen, 
Jst's seine Geisterstimme, die sie rnft. 
Oer Kreuzbein bd.lfdil. 
(Flachdruck verdaten. 
Cs ragt aus den blaugrünen wellen der Traun 
Cin felsblock feit uralten Zeiten — 
So schlicht — schier erhaben ist er zu fchau’n; 
frau Sage will fromm ihn Cuch deuten: 
Hell strahlte die Sonne aufs blühende band, 
Huf Isculas lachende fluren; 
Sacht rauschte des Stromes schillerndes Band, 
Den friedliche Menschen befuhren. 
Des grollte der arge, der tückische Heist 
Und brütete schlimmes verderben; 
„Ertrinken" — so schwur er hohnlachend und dreist 
„Sollt Ihr und elendiglich sterben! 
Das ganze band eine Sandwüitenei, — 
Kein Schwalbenpaar soll darin nisten! 
wie jauchz' ich bei euerem Jammergeschrei: 
Schutt, wo rings Blumen einst sprießten." — 
Ls nahte der Abend, die feierftund’, 
Da also der Heidhard geschworen, 
Lind grollend drang’s aus dem lästernden Mund 
Zu Gott des Allmächtigen Ohren. 
slun ritz mit hastiger, fiebernder Hand 
Cin felsbück wutschnaubend der Böse 
Aus dem Berge — wie spielend, so teuflisch gewandt, 
Als ob nur ein Sandkorn sich löse: — 
Dann schleudert’ er grinsend den riesigen Stein; 
Aufzischen wildbrandend die wogen, — 
Lind wieder greift in den Berg er hinein, — 
Da horch! Durch die büfte gezogen 
Kommt helle ein milder, melodischer Klang: 
Das Aue Maria erschallet! — 
Lin gräflicher Schrei aus den fluten drang, 
In grausigem Echo verhallet! 
Hehr ragt aus dem Strome der seifen empor, 
Umraufcht von den brandenden fluten, 
Darüber der wölklein zartrofiger Chor 
Und der Sonne strahlende Gluten. — 
fromm pflanzte der Glaube des Heilands Bild, 
Des Kreuzes fiegfrohes Zeichen; 
Cs glänzet hernieder, ein leuchtender Schild: 
„Der feind von Ischl mutz weichen!" 
Gebändigt — schier zärtlich umschließet s der Strom 
Den Kreuzbein mit glitzernden Wellen; 
Cr bietet dem Wanderer trauten Willkomm, 
bätzt mutig die Seele ihm schwellen! 
Den Kreuzbein bei Ischl, Ihr kennet ihn wohl, 
Die je Ihr des Weges gegangen, — 
Den felsblock, geschleudert von Satans Groll, 
Dem schnöd’ feine Tücken mißlangen. — 
Und still bei der wogen kosendem Spiel — 
Und still in den Stürmen der Zeiten 
Der Kreuzbein bei Ischl den Wanderer will 
Mit segnendem Grütze geleiten! — 
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