Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1907 (1907)

(m 
den 
ebet 
mg, 
tot. 
sich 
oont 
)oli- 
unk- 
|tor= 
;äte= 
n er 
iben 
ihm 
den 
gen, 
liark 
bald 
galt 
igen 
ahre 
sein- 
eine 
dem 
ige» 
I an 
ßen, 
ines 
ohn- 
daß 
aus 
;län- 
oer- 
aus 
eder, 
)llen 
kann 
chtig 
hön- 
zum 
und 
König Alfons XIII. von Spanien. 
an der altehrwürdigen Brücke des Cocles 
seine gelblichen Wellen brach, bald hinaus 
über den azurnen Horizont, dorthin, wo ein 
leichter Regenschauer über den See von Al 
bano und die blauen 
Quellen von Nemi sich 
zu ergießen schien. Ein 
frisches Lüftchen vom 
Janiculus herunter er 
heiterte die edle Stirne 
des jungen Mannes 
und er lauschte den 
Harmonien verhallen 
der Gesänge, die aus 
der Kirche eines nahen 
Frauenklosters zum 
Abendgottesdienste me 
lodisch herübertönten. 
Plötzlich schien es, 
als ob sein Geist die 
Fittige der freiaus 
schweifenden Gedanken, 
gleich einer niederstei 
genden Taube, einzie 
hen und seine ganze 
Kraft in den lebhaft 
aufleuchtenden Augen 
sternen vereinigen 
wollte. 
Ein Mädchen war 
aus dem niedrigen 
Häuschen hinter dem 
Baumgarten heraus 
getreten und schritt 
leichten Fußes gegen 
den Tiber hinab. Der 
frische Abendwind hatte 
ihr den Schleier zurück 
geweht, und er flat 
terte um den schneeigen 
Hals und die rosigen 
Wangen, auf die sil 
bernen Stecknadeln, 
welche die schweren, 
dunklen Flechten zu 
sammenhielten, fielen 
die letzten Strahlen 
der Sonne von Rom, und umzitterten das 
liebliche Haupt, dem das Siegel himmlischer 
Unschuld aufgedrückt war, wie eine Fiesole 
in seiner von den Engeln besuchten Zelle 
es mochte geschaut haben. — So schritt sie 
durch das saftige Grün und die duftigen 
Blumen hinab gegen den Fluß, wo sie auf 
einer Steinbank sich nieder ließ, um die an- 
genehme Kühle des 
herrlichen Aprilabends 
zu genießen; eine Gras 
mücke ließ eben in den 
Zweigen eines Olean 
ders ihr Liedchen er 
schallen und mit ihm 
erklang in weichen 
Tönen die liebliche 
Stimme des Mädchens: 
„Eher als tat Welteiirund 
Glänzten all' die Sterne, 
Taten Gottes Namen 
kund 
Hin in weite Ferne, 
Eher, als des Himmels 
Lust 
Noch die Erde schmückte, 
Und der ersten Menschen 
Brust 
Edens Heil entzückte, 
Eher als das erste Herz 
Schlug zum Schöpfer 
himmelwärts, — 
Eher war die Liebe. — 
Prima del palpito 
Del primo core 
Era l’amoi'e“. 
Lange ruhten die 
leuchtenden Augen des 
edlen Jünglings aus 
der anmutsvollen Ge 
stalt der Sängerin 
und höher schlug ihm 
das Herz: der Fluß, 
die Bäume, die Mauer 
verschwanden vor 
seinen Blicken, er sah 
nur mehr das liebliche 
Mädchen und unwill 
kürlich entschlüpfte 
seinen Lippen der Aus 
ruf: „O Fornarina!" 
Auf diesen Ruf 
wandte sie erschreckt ihr 
holdes Antlitz gegen den 
unbekannten Störer ihrer stillen Ruhe und 
die Röthe lieblicher Verwirrung Abergoß es, 
während die dunklen^ Wimpern sich uieder- 
senkten auf die schamhaft erglühenden Wangen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.