Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1906 (1906)

(116) 
zwanzig Jahre später war der Korporal 
Cambronne General geworden. In der 
Schlacht bei Waterloo hatte er die alte 
Kaisergarde kommandiert und auf dem Rück 
züge jenen Heldenmut gezeigt, der im Munde 
des französischen Volkes ist. Nach dem Sturze 
des Kaiserreiches zog er sich vom Dienste 
zurück und lebte still und friedlich, allgemein 
geachtet und geliebt, zu Paris. 
Sein früherer Oberst, dem das Alter 
bedeutend zusetzte, hatte sich ebenfalls zurück 
gezogen und lebte im Schoße seiner Familie. 
Er wußte, daß auch Cambronne in Paris 
war und beabsichtigte, ihn einmal zum 
Mittagessen zu bitten. Zu diesem Zwecke 
lud er noch einige alte Waffengefährten 
ein; der Ehrenplatz an der Tafel, zur Rech 
ten des Festgebers, wurde für Cambronne 
bestimmt. Während der Tafel schenkte ihm 
ersterer ein Glas sehr alten Weines ein. 
Cambronne blickte ihn überrascht und är 
gerlich an. 
„Was geben Sie mir da?" sagte er gereizt. 
„Einen ausgezeichneten Rheinwein, der 
seine hundert Jahre alt ist. Ich glaube 
schwerlich, daß Sie noch einen solchen Wein 
in Paris finden, kosten Sie nur, und 
Sie ..." 
„Kosten? Donnerwetter, Oberst, und 
mein Ehrenwort?" schrie Cambronne, auf 
den Tisch schlagend. „Mein Ehrenwort! 
Und Nantes! Und das Gefängnis, und die 
Gnade und mein Eid! Haben Sie denn 
all das vergessen oder für wen halten Sie 
Cambronne? Seit jenem Augenblick hat 
kein Tropfen Wein meine Lippen benetzt. 
Ich hatte es Ihnen geschworen und habe 
mein Wort gehalten." 
Voll Bewunderung dieser Treue dem 
gegebenen Worte, bestand der Oberst nicht 
ferner darauf, daß Cambronne Wein trinken 
sollte, wünschte sich aber nochmals im In 
nern Glück, einen solchen Mann seinem 
Vaterlande erhalten zu haben. 
Woher kommen die Namen unserer Münzen? 
^ie älteste deutsche Münze ist der Kreuzer. 
<$s Das Prägen der Münzen lernten die 
Deutschen von Missionären aus dem by 
zantinischen (griechischen) Kaiserreich. Da 
man in diesem Reiche bereits zu Konstantins 
des Großen Zeiten das Kreuz auf die Münzen 
geprägt hatte, so wurde dies in Deutschland 
beibehalten und so entstand der Kreuzer. 
Solche mit Kreuzen versehene Kupferstücke 
findet man noch in Münzensammlungen. 
Der Name Pfennig stammt her von 
dem althochdeutschen phantinc (Pfand); 
Münzen dieses Namens kommen zur Zeit 
Otto I. (936 bis 973) vor. Ursprünglich 
waren es Silbermünzen, die aber später auch 
in Kupfer geschlagen wurden, so um 1300 
in der schwäbischen Stadt Hall, weshalb 
diese Münzen auch den Namen Häller er 
hielten, woraus sich die Schreibweise Heller 
bildete. 
Unter Otto I. wurden auch Schillinge 
geprägt, was die deutsche Bezeichnung für 
Brakteaten (Hohlmünzen) ist und vom alt 
hochdeutschen seilt (Schild) herkommt. Man 
könnte die Brakteaten daher auch Schild 
münzen nennen. 
Um das Jahr 1300 kommen auch Dick 
pfennige vor, und da man im Mittelalter 
die Manie hatte, alles zu lateinisieren, so 
nannte man sie Grvssus, woraus Groschen 
entstand. 
Auch der Name Mark stammt wahr 
scheinlich aus dem Lateinischen, nämlich von 
marcus (großer Hammer). Die Mark war 
die älteste deutsche Reichsmünze, ursprünglich 
ein Münzgewicht von 22, später (1402) 
von 16 Lot, wobei zur Verhütung weiterer 
Wertverringerung ein Zeichen (Marke also 
von waren«, Hammer, ein heiliges alt 
deutsches Zeichen) darauf angebracht wurde.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.