Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1904 (1904)

und wo immer Katholiken wohnten, wieder 
holte sich der Jubel. 
Die Wahl der Kirchenfürsten bestimmte 
den Kardinal Josef Sarto, Patriarch 
(Erzbischof) von Venedig, zum Nachfolger 
Leo XIII. 
Sarto erklärte nach der 
Wahl, den Namen Pius X. > 
tragen zu wollen. Um 12 Uhr 
20 Minuten erschien der neuge 
wählte Oberhirte der katholischen 8B£p|| 
Kirche auf der inneren Loggia H 
der Peterskirche, um zum ersten- |§| 
male den Gläubigen den päpst- h 
lichen Segen zu spenden. 
Kardinal Sarto, jetzt Pius X., W 
wurde am 2. Juni 1835 in Riese, ■ 
Diözese Treviso, als Kind ein 
facher Bauersleute geboren. Ein 
Bruder von ihm ist Weinwirt, 
einer seiner Schwäger besitzt eine > 
Tabaktrafik in Riese, seiner 
Heimat, ein anderer ist Organist H 
der Pfarrkirche von Sarzano, 
woselbst Sarto seinerzeit Pfarrer —IW«! 
war. Das Gebiet der Diözese —UW»!! 
gehörte damals noch zu Oester- 
reich. Pius X. kann daher mit 
vollem Rechte ein gebürtiger ~3»j|g 
Oesterreicher genannt werden. 
Seine Studien vollendete 
Sarto in den Seminarien von 
Treviso und Padua. Im Jahre 
1854 wurde er zum Priester BHjpp, 
geweiht. Bis zum Jahre 1865 
wirkte Sarto in mehreren kleinen -M jr 
Pfarreien Venetiens, bis er in glg 
diesem Jahre zum bischöflichen ||| J 
Kanzler und Direktor des Se- . II /j! 
minars und kurze Zeit später, JÄ W 
nach dem Tode des Bischofs, " 'Mp 
zum Kapitelvikar von Treviso 
ernannt wurde. In diese Zeit , fistZi 
fiel der Verlust Venetiens, der 
letzten österreichischen Besitzung auf der 
appeninischen Halbinsel. 
Im Jahre 1884 wurde Sarto Bischof 
von Mantua, am 15. Juni 1893 ernannte 
ihn Leo XIII. zum Erzbischöfe (Patriarchen) 
von Venedig. Drei Tage vorher schon hatte ihm 
sein glorreicher Vorgänger auf dem Stuhle 
Petri die Kardinalswürde verliehen und 
damit klugerweise die Bestrebungen der 
italienischen Regierung vereitelt, die auf das 
Besetzungsrecht des erzbischöflichen Stuhles 
von Venedig Anspruch erhoben hatte. 
Als Bischof von Mantua und Patriarch 
von Venedig behielt er seine bisherigen, be 
scheidenen Lebensgewohnheiten bei, er zeich 
nete sich durch Milde, reiches Wissen und 
Takt aus, auch im Verkehr mit den Be 
hörden in Venedig. Wie er bisher nur eine 
rein kirchliche Karriere hatte, so dürfte Sarto 
auch als Papst der gewünschte „kirchliche"
	        
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